Ein Mitarbeiter geht durch den Supercomputer Jupiter
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Supercomputer Jupiter: Wie Europa bei der KI aufholen will

Im deutschen Jülich wurde einer der schnellsten – und nachhaltigsten – Computer für Künstliche Intelligenz angeworfen: eine gute Nachricht für Europa.

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Von den Zahlen rund um den Supercomputer Jupiter könnte einem schwindelig werden. Er schafft mehr als eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde, das entspricht der Leistung von einer Million Smartphones gleichzeitig – aufeinander gestapelt würden sie einen Turm so hoch wie der Mount Everest ergeben. Damit ist Jupiter, der in der Stadt Jülich in Nordrhein-Westfalen betrieben wird, der viertschnellste Rechner weltweit, hinter den US-Supercomputern El Capitan, Frontier und Aurora.

Was wird Jupiter rechnen? 

Zwei Mal pro Jahr können sich Forschende um Nutzung der rasanten Rechenzeit bewerben. 30 Projekte stehen bereits auf der Liste, darunter jenes der Meteorologin Sabine Grießbach. Für sie wird Jupiter die Klimazukunft in Europa mit einer räumlichen Auflösung von einem Kilometer modellieren – bisher gelang das nur mit einer Auflösung von 13 Kilometern. Ein großer Vorteil: Mit Jupiter werden europäische Forschende ein großes Stück unabhängiger von den gigantischen Rechenzentren in den USA.

Astrid Lambrecht, Friedrich Merz und Minister im Supercomputer.
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Aber nicht nur das. Der Supercomputer kann parallel zu den Simulationen auch Künstliche Intelligenzen trainieren. Ziel sei es, KI-Systeme nach europäischen Standards zu schaffen, sagt Holger Hoos von der Technischen Hochschule Aachen, der die EU-Kommission dahingehend berät. „Sie sollen sicher, verlässlich und nachhaltig werden“, sagte Hoos dem TV-Sender ZDF. Dafür plädierte auch die KI-Expertin Sarah Spiekermann kürzlich im profil-Interview. „Der Mensch hat eine Sehnsucht nach Fairness und Güte. Bisweilen geht seine Moral dem Fressen doch deutlich voraus. Und das Spannende ist: KIs könnten das sogar bestärken.“
 

Nachhaltigster Supercomputer der Welt

Europa hat sowohl in Sachen Maschinenintelligenz als auch bei den Supercomputern enormen Aufholbedarf. In einem Punkt ist Jupiter allerdings Weltmeister: Er wird mit Ökostrom betrieben und ist energieeffizienter als alle anderen Riesenrechner. „Wir zeigen, wie der Weg hin zu ressourcenschonendem Rechnen aussehen kann“, sagte Astrid Lambrecht, Chefin des Forschungszentrums Jülich.


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Franziska Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.