Trump zeigt auf etwas während links von ihm Selenskyj steht

Nach Trump-Treffen: Welche Ukraine-Sicherheitsgarantien lässt Putin zu?

Trump will, dass Selenskyj und Putin verhandeln. Doch für einen Frieden braucht es Sicherheitsgarantien. Welche Pläne liegen auf dem Tisch?

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Britische, deutsche, türkische und französische Soldaten könnten in der Ukraine stationiert werden. Nicht um zu kämpfen, sondern um einen fragilen Frieden zu sichern, so eine Idee von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der gegenüber dem französischen Radiosender LCI von „Rückversicherungstruppen“, die auf „in der Luft, in der Luft und am Boden“ aktiv sein sollen, sprach.

Es geht um Abschreckung: Nach Trumps Treffen mit Wolodymyr Selenskyj am Montag diskutieren Europas Staatschefs, wie man am besten einen erneuten Angriff auf die Ukraine verhindern könnte, sollte Frieden geschlossen werden. Brisant wird die Diskussion dadurch, dass sich Russland neben der Krim vier weitere Regionen einverleiben möchte, eine Forderung, von der Moskau nicht abrückt. Deren Grenzstellungen gelten als strategisch wichtig. Das Vertrauen in den Nachbarn Russland ist in der Ukraine nach über drei Jahren Krieg dementsprechend gering.

Russlands Staatschef Vladimir Putin ließ bei einem Gipfel mit Trump in Alaska durchblicken, dass er bereit wäre, westliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu akzeptieren. Doch offen ist, wie weit Moskau bereit ist zu gehen. Russlands Außenministerium warnte erst am Montag, dass die Stationierung von NATO-Truppen eine „unkontrollierbare Eskalation mit unvorhersehbaren Folgen“ sei.

Was wohl mit der russischen Seite abgesprochen war: Der US-Sondergesandte Steve Witkoff sprach am Sonntag gegenüber dem US-Sender CNN von einem „Artikel-Fünf-ähnlichen Schutz“, den der Kreml als „Zugeständnis“ bereit wäre zu akzeptieren. Gemeint ist der Artikel Fünf im Vertrag des Militärbündnisses NATO, der den sogenannten „Bündnisfall“ regelt: Sollte ein NATO-Staat angegriffen werden, sind alle anderen Mitglieder zur Unterstützung verpflichtet.

Doch viele Experten sehen den Vorschlag kritisch: NATO-Partner müssen nicht zwingend militärisch Hilfe leisten, sondern können auch zum Beispiel Hilfslieferungen schicken. Trump schließt selbst aus, US-Truppen in der Ukraine zu stationieren. Auch ein NATO-Beitritt der Ukraine, etwas was Russland strikt verhindern will, scheint vom Tisch zu sein. Die Idee eines „Artikel-Fünf-ähnlichen Schutzes“ scheint es an Zähnen zu fehlen.

Die europäischen Partner der Ukraine pochten in der Vergangenheit auf die „Stachelschwein-Strategie“: Die Ukraine sollte aufgerüstet werden bis sie bis an die Zähnen bewaffnet ist. Selenskyj versprach Trump erst am Montag Waffen im Wert von 100 Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen. Finanziert werden soll der Deal von Europa. Doch die „Stachelschwein-Strategie“ hat einen Haken: Es mangelt der Ukraine nicht an Waffen, sondern an Soldaten. Russland, das seit Kriegsbeginn laut dem Britischen Verteidigungsministerium über eine Million Tote und Verwundete zu beklagen hat, kann schlicht mehr Soldaten mobilisieren als die Ukraine.

Während die Partner der Ukraine nach Konzepten suchen, schwindet die Zeit. Ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj soll in den nächsten zwei Wochen stattfinden. Die nötigen Sicherheitsgarantien könnten in sogar einer Woche geklärt sein, meinte der finnische Präsident Alexander Stubb, der bei dem Treffen zwischen Trump und Selenskyj dabei war und dem eine „Golf-Freundschaft“ mit Trump verbindet.

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profil feiert den 55. Geburtstag – doch nicht alle feiern uns. „FPÖ – zwischen Macht und Pleite“ lautete die Coverzeile vom 7. September 1970. Sie markierte den Beginn von 55 Jahren publizistischer Auseinandersetzung zwischen einem Aufdecker-Magazin und einer Partei, die vom „dritten Lager“ über Jörg Haiders rechtspopulistische „Bewegung“ bis zu Herbert Kickls Wahlsieg 2024 zur stärksten Kraft im Land aufstieg. Dieses besondere Verhältnis wird am 17. September im Theater Akzent auf offener Bühne diskutiert.

Zu Gast:

  • Anna Thalhammer, profil-Chefredakteurin (Moderation)
  • Andreas Mölzer, FPÖ-naher Publizist
  • HC Strache, Ex-Vizekanzler
  • Eva Linsinger, ORF-Report
  • Gernot Bauer, profil-Innenpolitikchef

Musikalisch begleitet wird der Abend von einem Live-Solo der Singer-Songwriterin OSKA.

Alle Infos zu Programm, Terminen und Karten finden Sie hier.

Raphael  Bossniak

Raphael Bossniak

seit Juli 2025 im Außenpolitik-Ressort. Davor freier Journalist für APA, Kurier und die deutsche Nahostfachzeitschrift zenith. Schwerpunkt Nahost / Kaukasus / Osteuropa.