Spatenstich von CEOs der OMV, Strabag und Landeshauptfrau NÖ
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Wasserstoff: Was das OMV-Großprojekt für den Ausbau heißt

Die OMV legte den Grundstein für das größte Wasserstoffwerk der Republik. 20 Kilometer weiter östlich wollte eigentlich die Burgenland Energie das Gleiche machen. Kommt dort nun das Aus?

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Feierlich legte die OMV den Grundstein für das Wasserstoff-Werk in Bruck an der Leitha. Die Chefs der OMV-, Strabag- und Siemens-Energy posierten neben SPÖ-Bürgermeister Gerhard Weil und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mit Helm, Weste und Schaufel vor einem Erdhaufen. Hier soll der fünft-größte Elektrolyseur in Europa entstehen, 23.000 Tonnen grüner Wasserstoff sollen ab 2027 erzeugt werden. In Summe investiert die OMV 700 Millionen Euro.

697 Megawatt fehlen

20 Kilometer entfernt, im burgenländischem Zurndorf, soll allerdings auch ein Wasserstoff-Elektrolyseur entstehen. Aber bedeutet der Baustart in Bruck an der Leitha das Ende des Projekts in Zurndorf? Nein, heißt es bei der Burgenland Energie. „Die beiden Projekte ergänzen sich im Sinne der Wasserstoffstrategie und stehen nicht in Konkurrenz.“ Sie bespielen auch unterschiedliche Märkte. Die OMV wird den Wasserstoff direkt zur Raffinerie nach Schwechat leiten, das Zurndorfer Projekt PanHy will andere Industrieabnehmer in Wien und Umgebung beliefern.

Tatsächlich sind die gebauten und geplanten Wasserstoffprojekte noch weit von den Zielsetzungen entfernt. Die österreichische Wasserstoffstrategie sieht bis 2030 ein Gigawatt an Leistung vor. Bis 2040 soll dann noch weiter ausgebaut werden. Bei „Hydrogen Partnership Austria“, wo die aktuellen Projekte gelistet werden, heißt es: Bisher sind 28 Megawatt in Betrieb, 275 Megawatt in Planung. 697 Megawatt fehlen noch auf jeden Fall.

Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass noch weitere Projekte in relativer Nähe zueinander entstehen. Für Wasserstoff-Elektrolyseure braucht es viel erneuerbare Energie und idealerweise eine Gasleitung in der Nähe. Niederösterreich und Burgenland, sowie die Weststrecke Richtung Linz kommen damit besonders in Frage.

Rahmenbedingungen fehlen

Bei dem Projekt der Energie Burgenland und des Verbunds in Zurndorf hakt es gerade an etwas anderem. Die Planung ist zwar weit fortgeschritten, heißt es von der Burgenland Energie. Der Baubeginn hänge jedoch stark von den rechtlichen Rahmenbedingungen ab.  Derzeit sind das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) und das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EABG) in Begutachtung. Für die Wasserstoffinfrastruktur bräuchte es ein Erneuerbares-Gas-Gesetz (EGG). Das ist bereits zweimal gescheitert, einmal unter Türkis-Blau und unter Schwarz-Grün. Die Dreierkoalition hat es in ihrer Koalitionsvereinbarung als eines ihrer Leuchtturmprojekte niedergeschrieben und die Umsetzung bis Sommer 2025 versprochen. Der Sommer ist nun vorbei, der Ausbau könnte auch schneller vonstattengehen. In der Branche rechnen viele erst im kommenden Jahr mit einem Gesetzesentwurf. 

Darin soll festgelegt werden, wie die Gasinfrastruktur umgebaut und genutzt wird – und vor allem wie die Kosten aufgeteilt werden. Viele Investitionsentscheidungen hängen davon ab, und letztlich auch von der Frage, wie viel Wasserstoff kosten wird. 

Einer fehlte übrigens beim Spatenstich in Bruck an der Leitha. Und zwar der Fraktionschef der ÖVP der Kleinstadt. Sie seien wegen der Verbauung von landwirtschaftlichen Flächen und dem Wasserverbrauch dem Projekt kritisch gegenüber eingestellt, heißt es in den NÖN. „Wir sind hier unseren Wählerinnen und Wählern in Bruck und Wilfleinsdorf verpflichtet, das zählt für uns mehr als blinder Parteigehorsam“, erklärte deren Sprecher dort.

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.