Ein Mann spricht im TV-Studio. Es ist Burgenlands Landeshauptmann Doskozil.
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Wie Doskozil zwei Banken eine Wohnbaugesellschaft abluchste

Landeshauptmann Doskozil auf Verstaatlichungskreuzzug: Nun kauft sich das Burgenland in den gemeinnützigen Wohnbau ein.

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Eine Vorabmeldung von profil-online löste am Donnerstag politischen Wirbel im Landhaus in Eisenstadt und in der burgenländischen Landesregierung aus. Der Inhalt: Heimlich, still und leise wird an einem Immobilien-Deal gearbeitet, den das Burgenland so noch nicht erlebt hat. Die Protagonisten: SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und die Generaldirektoren zweier Banken. Der Deal: Verkauf der Neue Eisenstädter gemeinnützige Wohngesellschaft an das Land Burgenland. Der Hintergrund: Doskozils rigoroses Verstaatlichungsprogramm. 

Die „Neue Eisenstädter“ ist eine der vier großen gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen im Burgenland, neben Oberwarter Siedlungsgenossenschaft, Erste Burgenländische Siedlungsgenossenschaft und B-Süd Wohnungsgesellschaft. Wie es das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz vorsieht, sollen diese kostengünstigen Wohnraum schaffen. Überschüsse dürfen nicht an die Eigentümer ausgezahlt werden, sondern sind verpflichtend in neue gemeinnützige Wohnprojekte zu reinvestieren. Im Gegenzug profitieren die Gesellschaften von Wohnbauförderungen, zinsgünstigen Krediten und steuerlichen Begünstigungen.

In ihrer über 40-jährigen Unternehmensgeschichte realisierte die „Neue Eisenstädter“ zwischen Neusiedl und Jennersdorf 5000 Wohneinheiten. Im Bestand (2023) befinden sich 2800 Mietwohnungen mit Kaufoption. Insgesamt 6000 Menschen leben derzeit in Immobilien der Gesellschaft. Gegründet wurde das Unternehmen 1982. Gesellschafter sind mit je 49,98 Prozent die Raiffeisen Landesbank Burgenland und die UBG-Unternehmensbeteiligungs-GmbH. Diese steht zu 100 Prozent im Eigentum der Erste Bank und hält Beteiligungen an elf Wohnbaugesellschaften in Österreich. Die Stadt Eisenstadt hält einen Minianteil von 0,04 Prozent an der „Neue Eisenstädter“.

Eigentümerwechsel

Schon in den kommenden Wochen werden sich diese Eigentumsverhältnisse dramatisch verändern. Beide Kreditinstitute (die Erste Bank indirekt über die UBG) sind bereit, ihre Anteile zu verkaufen. Allerdings war der Deal ursprünglich keine Idee der Banken, sondern des Landes Burgenland. Genauer: von Landeshauptmann Doskozil höchstpersönlich. Transparenz: unerwünscht. Die 302.000 Burgenländerinnen und Burgenländer wussten bisher nichts Genaues über die Transaktion.

Gernot Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und seit 2025 Leiter des Innenpolitik-Ressorts. Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl.