Christa Zöchling: Steirisches Echo

Der gar nicht so langweilige Ausgang einer langweiligen Wahl.

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Ein Beben- wie vom Boulevard prophezeit, haben die Landtagswahlen in der Steiermark nicht ausgelöst. Aber einige Erkenntnisse: Das Wohlwollen des Zeitgeists für die grüne Partei korrespondierte mit ihrem Erscheinungsbild am Wahlabend: junge lachende Leute und eine fast schüchtern wirkende Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl. Später trat auch der Grünen-Star Werner Kogler, selbst Steirer, vor die Kameras und sprach auffallend oft von der Wichtigkeit der Wirtschaft. Beim zweiten und größeren Gewinner des Abends, dem 67-jährigen Politprofi Hermann Schützenhöfer, der den Wahlkampf mit der Devise „Weiter so“ und dem routinierten Geständnis, dass sein Fundament die katholische Soziallehre sei, bestritt, gab es sogar Freudentränen. Und einen kurzen Auftritt von Sebastian Kurz, der den Wahlsieger anstrahlte, sich aber betont im Hintergrund hielt. Es sollte Schützenhöfers Show sein, die letzte. Die Kronprinzen Christopher Drexler (Gesundheitslandesrat) und Siegfried Nagl (Grazer Bürgermeister) standen knapp hinter ihm, Drexler etwas näher als Nagl.

Der dritte Wahlsieger war die KPÖ, die seit Jahren damit punktet, dass ihre Mandatare das leben, was sie sagen: sie verzichten auf einen Großteil ihres Gehalts und helfen damit Menschen mit sozialen Problemen aus der Not. Mit Kommunismus hat das Gott sei Dank nichts zu tun, eine Caritas ohne Kirchenluft.

Die Neos zogen erstmals in den Landtag ein. Sie hatten sich auf das Thema Bildung konzentriert. Auf ihrer Jubelfeier sah man junge Leute mit Bart und Designer-Brille, die im Moment der Zuschaltung des Fernsehens auf Knopfdruck in sinnloses Dauer-Freudengebrüll ausbrachen.

Bittere Stunden erlebte der steirische SPÖ-Vorsitzende und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer, zumal das Ergebnis für seine Partei von Hochrechnung zu Hochrechnung schlechter wurde. „Wir sind bei der Nationalratswahl mit einer Ausgangsposition von knapp 20 Prozent gestartet und haben uns um drei Prozent nach oben gearbeitet“, sagte Schickhofer in die ORF-Kamera und schuf sich damit wohl die eigene Grube, in die man fällt. Dass er 6,4 Prozent verloren hat, sagte nur sein trauriges Gesicht. Seine innerparteilichen Kritiker, die ihn als „überaus anständig und menschlich wirklich okay“ beschreiben, werden vermutlich versuchen, Schickhofer zum Rückzug zu bewegen. Als Übergangs-Nachfolger stünde der bisherige Umweltlandesrat Anton Lang zur Verfügung.

Die Wahl war ein steirisches Echo auf die Verhältnisse in Wien. Wieder einmal hat sich offenbart, dass die Sozialdemokraten Schwierigkeiten haben mit ihrer Identität und keine Erzählung anzubieten. Vom Absturz der Freiheitlichen konnten sie nicht profitierten.

So war es auch für SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kein schöner Abend. Die Personal-Debatte wird Fahrt aufnehmen. Medienmanager Gerhard Zeiler präsentiert am Montag - nicht zufällig am Tag nach der Steiermarkwahl - sein Plädoyer für eine erneuerte Sozialdemokratie - einen Teil-Vorabdruck seiner Analyse und Visionen finden Sie im aktuellen profil.

P.S. Zeiler war schon mehrmals als neuer SPÖ-Vorsitzender ins Spiel gebracht worden.

Christa   Zöchling

Christa Zöchling