Ein Mann spricht vor Publikum, es ist FPÖ-Obmann Herbert Kickl
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NGOs im Visier: Kickls Kampf gegen „Klimaschutzreligion“ und „Regenbogenkult“

Rechtspopulistische Parteien in der EU haben NGOs zum Feindbild erkoren. Ausgangspunkt der jüngsten Offensive: der FPÖ-Parlamentsklub.

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Herbert Kickl ist ein begabter Polemiker: Für den FPÖ-Bundesparteiobmann sind NGOs „Propagandainstrumente einer politischen Schattengesellschaft“; „Teil der Macht für Umerziehungsprogramme und betreutes Denken“; „Vertreter von Regenbogenkult und Klimaschutzreligion“; „Heuchler, die die Gesellschaft mit Moralin fluten“. Die „wahre Zivilgesellschaft“ bestehe, so Kickl, aus Menschen mit „Herzblut und Hausverstand“ – womit er sich selbst, die „Patrioten für Europa“ und deren Sympathisanten meint.

Seine Tirade über NGOs lässt Kickl vergangenen Dienstagabend im „Kelsen“ ab, dem Restaurant im obersten Geschoß des Parlaments in Wien. Dorthin haben – unter freiheitlicher Regie – die „Patrioten für Europa“ geladen. Thema der Veranstaltung: „Der NGO-Komplex – Wie die EU ihre eigene Zivilgesellschaft finanziert“. Der Raum ist gut gefüllt, was an seiner geringen Größe liegt und an den anwesenden FPÖ-Mandataren, FPÖ-Funktionären und FPÖ-Mitarbeitern.

Die „Patrioten“ bilden die Fraktion der rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien im EU-Parlament, der unter anderem die FPÖ, der französische Rassemblement National, die italienische Lega, der ungarische Fidesz, der belgische Vlaams Belang und die polnische Konfederacja angehören. Seit Jahren haben die „Patrioten“ NGOs als ihre natürlichen Feinde ausgemacht – und bekämpft. Treibende Kraft der jüngsten Kampagne ist die FPÖ, die schon vor über 30 Jahren „Non-governmental Organizations“ aus ideologischen, aber auch strategischen Gründen zu ihren Lieblingsgegnern erkor.

Bindemittel

„Gemeinnützige Organisationen sind ein Bindemittel in der Gesellschaft. Rechtspopulisten und Rechtsextreme wachsen dagegen aus der Spaltung der Gesellschaft, die sie selbst erzeugen“, sagt Stefan Wallner, Geschäftsführer des Bündnis für Gemeinnützigkeit (und profil-Kolumnist). Bei der Veranstaltung Dienstabend im Parlament wird dies deutlich. Nach Kickls Begrüßungsworten hält Csaba Dömötör, EU-Mandatar aus Ungarn, ein Impulsreferat. Glaubt man dem Fidesz-Politiker, wird Ungarn nicht vom allmächtigen Ministerpräsidenten Viktor Orbán dominiert, sondern von „liberalen und linken NGOs“. Diese würden – finanziert von der EU-Kommission – den Oppositionspolitiker Péter Magyar unterstützen und seien schuld daran, dass der Europäische Gerichtshof gegen Ungarn eine Strafe von 200 Millionen Euro wegen Verstößen gegen das EU-Asylrecht verhängte.

Krystian Kamiński, polnischer EU-Abgeordneter der Konfederacja, macht in seiner Wortmeldung im „Kelsen“ NGOs für die Flutkatastrophe 2024 in seiner Heimat verantwortlich. Umweltschutzorganisationen hätten den Bau von Rückhaltebecken verhindert.

Gernot Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und seit 2025 Leiter des Innenpolitik-Ressorts. Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl.