Waltraud P.
Bild anzeigen

Die Frage des Geschlechts

Walter P. will als Frau ins Frauengefängnis. Ist das überhaupt möglich?

Drucken

Schriftgröße

Walter P. ist ein rechtsextremer Mann, der das Gesetz bewusst verspottet. Nur sieht er daran nichts Verwerfliches. Vergangenes Wochenende machte der „Fall Waltraud“ in der „Kronen Zeitung“ Schlagzeilen. Walter P., der sich inzwischen „Waltraud“ nennt, hatte sein Geschlecht ändern lassen, offenbar in der Hoffnung, eine bevorstehende Haftstrafe künftig im Frauengefängnis absitzen zu können.

Das Bezirksgericht Favoriten hatte ihn 2023 wegen Betrugs zu drei Monaten Haft verurteilt. P. hatte im Internet gefälschte Silbermünzen verkauft. Die Strafe empfand er als „unberechtigt“ und interpretierte sie als Angriff des Systems auf seine Person. Also konterte er auf seine Weise: mit Provokation. Er ließ sein Geschlecht ändern und legte Bedingungen fest: Wenn er sitzt, dann nur im Frauengefängnis. Eine Fußfessel lehnte er ab.

Für die rechtliche Umsetzung seiner Wünsche konsultierte er einen Psychiater, der laut P. nach einem 20-minütigen Gespräch ein Gutachten erstellte. Kostenpunkt: 150 Euro. Offenbar reichte das, um zweifelsfrei festzustellen, dass P. sein Leben fortan als Frau verbringen will. Eine Woche später, so berichtet P., trudelte der neue Meldezettel ein, diesmal unter dem Namen „Waltraud“. Doch die Absurditäten gingen weiter. Kurz darauf erreichte ihn ein Schreiben der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), das der 60-jährigen „Waltraud“ mitteilte, dass sie schon im kommenden Jahr in Pension gehen kann, statt wie bisher vorgesehen mit 65.

Walter P. sitzt aus Sicht der Behörden einem Irrtum auf. Die derzeitige Regelung schließt laut Angaben des Innenministeriums die willkürliche Änderung des Geschlechts aus. P. müsste bei Nachfrage der Behörden beweisen, dass er sein weibliches Geschlecht „tatsächlich sozial lebt“.

Nach Auskunft der PVA werde in P.s Fall nun individuell geprüft, ob alle Voraussetzungen für eine Frauenpension – auch die tatsächliche Geschlechtsidentität – erfüllt sind. Laut dem Sozialministerium hänge eine Änderung des Geschlechts rechtlich nicht allein vom persönlichen Zugehörigkeitsempfinden ab.

Daniela Breščaković

Daniela Breščaković

ist seit April 2024 Innenpolitik-Redakteurin bei profil. War davor bei der „Kleinen Zeitung“.