Medienbehörde leitet Verfahren gegen Verschwörungssender AUF1 ein
Für den oberösterreichischen Sender AUF1 wird es ungemütlich: Die Medienbehörde Komm Austria, die für die Vergabe von Sendelizenzen verantwortlich ist, leitet ein Verfahren gegen den Sender ein. Der Verdacht: Senden ohne Zulassung. Das wurde von der Komm Austria auf Anfrage von profil am Dienstag bestätigt. Jeden Tag werden auf dem oberösterreichischen Regionalsender RTV die Nachrichten des Online-Senders AUF1 ausgestrahlt. Das könnte ein juristisches Problem werden: AUF1 verfügt im Unterschied zu RTV über keine Zulassung für die terrestrische Ausstrahlung von Fernsehprogramm. Wie die Komm Austria in dem Fall entscheiden wird, ist freilich offen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, müsste die Sendung wohl abgedreht werden.
Die digitalen Aktivitäten von AUF1 sind von dem Verfahren allerdings nicht betroffen. Seit dem Start von AUF1 im Mai 2021 verbreitete der Onlinesender wiederholt unbelegte Verschwörungsmythen und krudeste Behauptungen. Die aktuellen Headlines auf der Startseite beschwören die Apokalypse: „Die Welt steht vor dem Untergang“, ist da zu lesen, das „Ende der Menschheit“ drohe und angebliche Corona-Impfschäden würden „vertuscht“. Wer sowas glaubt, glaubt wahrscheinlich auch, dass AUF1 den „tödlichen Plan“ der Eliten „durchschaut“ hat.
Die Endzeitstimmung ist bei AUF1 Kalkül. Von den Videos ist es nur ein Klick in den AUF1-Shop, dort werden für den Ernstfall Notstromaggregate und Dosennahrung angepriesen.
Hinter AUF1 steht ein bekannter Kopf der extremen Rechten: Stefan Magnet, ein militanter Corona-Leugner, der politisch im rechtsextremen Bund freier Jugend (BfJ) sozialisiert wurde. Davon und von seinen früheren Kontakten zu Neonazis wie Gottfried Küssel hat er sich öffentlich nie distanziert.
Heute betreibt Magnet eine Werbeagentur – zu seinen Kunden zählten laut profil-Enthüllungen FPÖ-Landesräte in Oberösterreich und die freiheitliche Landespartei.
Die Corona-Pandemie nutzte Magnet gezielt, um seinen Sender als Speerspitze der Maßnahmen-Gegner zu positionieren. Er rief zur Teilnahme an den Corona-Demos auf, bezeichnete Maskenträger als „Schlafschafe“ und die Pandemie als „groß angelegte Verschwörung der „Globalisten“. Inzwischen folgen dem Kanal des Senders auf Telegram über 200.000 Menschen, viele davon auch aus Deutschland.
Ungeklärt ist bis heute, wie sich der Sender genau finanziert. Mit an Bord ist jedenfalls ein zweiter Mann mit guten Kontakten zur FPÖ: Bernhard Riegler, einer der Moderatoren der AUF1-Nachrichten, betreibt hauptberuflich eine Videoproduktionsfirma. Und sitzt im Vorstand der Freiheitlichen Wirtschaft Salzburg.
Zuletzt versuchte der Verschwörungssender, auch beim deutschen Publikum zu punkten und baute eine Außenstelle in Berlin auf.