Ein Kind sitzt an einem Schreibtisch in einem Klassenraum und arbeitet an einer geneigten Lern- oder Lesetafel. Auf dem Tisch stehen weitere Lernmaterialien und ein großer Monitor.
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„Nichts wird sich ändern“: Warum Österreich auf Sonderschulen setzt

Sonderschulen werden wieder ausgebaut. Behindertenvertreter und auch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) üben daran Kritik. Doch nicht in jedem Fall sind Inklusionsversuche pädagogisch förderlich.

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Es ist ein nebliger Herbstmorgen, als Horst Ganitzer die schweren Glastüren der Schellinggasse 13 aufschließt. In der Seitengasse im 1. Wiener Gemeindebezirk dringt das Surren des morgendlichen Verkehrs von der Ringstraße herüber. Ganitzer ist Direktor des Bundes-Blindeninstituts, einer Schule für blinde und sehbehinderte Kinder. Sein Institut hat eine Ausstellung organisiert, die seit Ende Oktober in den weitläufigen Räumen der Schellinggasse stattfindet: 200 Jahre Blindenschrift.

Während er durch die Ausstellungsräume führt – von historischen Stationen bis hin zu komplett abgedunkelten Bereichen –, erzählt er stolz: „Die Führungen übernehmen ehemalige Schülerinnen und Schüler des Instituts.“

Historische Braille-Druckmaschine auf einem Podest, umgeben von geöffneten Blindenschrift-Büchern und Papierbögen in einem Ausstellungsraum.
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Schulen wie die von Horst Ganitzer stehen seit einigen Wochen in der Kritik. Auslöser dafür sind die Baupläne für zwei neue Sonderschulgebäude in Oberösterreich – eines in Perg, als Teil eines Schulzentrums, eines in Linz. Auch in anderen Bundesländern, etwa in der Steiermark, spricht sich die Landesregierung für den Erhalt dieser Schulform aus.

Die Reaktionen von Behindertenvertretern fallen deutlich aus: Statt in inklusive Strukturen zu investieren, würden öffentliche Gelder in ein System gelenkt, das seit Jahren als Symbol für Ausgrenzung gelte, kritisiert der Behindertenrat. Die Abschaffung der Sonderschule wird lautstark gefordert.

Österreich hat sich bereits 2008 im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention zur Inklusion verpflichtet. Doch diese Vorgabe wird seit Jahren nicht erfüllt, so die Ansicht des Unabhängigen Monitoringausschusses zur Umsetzung der Konvention.

Hannah Leitner

Hannah Leitner

ist seit September 2025 Trainee bei profil. Moderiert ehrenamtlich bei Politiktrafik.