Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer und Finanzminister Markus Marterbauer
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Adieu, Aufschwung: Wie Österreich den Traum vom Wirtschaftsaufschwung verspielt

Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer und Finanzminister Marterbauer verbreiten unbeirrt Frohsinn. Aber die Hoffnung auf einen baldigen Wirtschaftsaufschwung ist nur ein Wunschtraum. Investitionsbereitschaft und Zuversicht schrumpfen, Arbeitslosenrate und Schuldenstand wachsen.

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Wirtschaft ist Psychologie: ohne Optimismus kein Wachstum. Wolfgang Hattmannsdorfer, ÖVP, weiß das. Als Wirtschaftsminister ist er nicht nur für Energie, Tourismus und Staatsbeteiligungen zuständig, sondern fühlt sich auch für die gute Laune im Land verantwortlich. Kein anderer wäre zum Stimmungsaufheller besser geeignet als der 45-jährige Sunnyboy aus Oberösterreich, den Medien schon den „JFK von Linz“ nennen. Da man Botschaften, vor allem frohe, auch auf allen Kanälen verkünden muss, verbreitete Hattmannsdorfer vor einer Woche über ein Rundmail einen Satz, auf den die Unternehmer und Beschäftigten des Landes seit drei Jahren sehnsüchtig warten: „Österreich hat die Talsohle durchschritten – die Rezession ist vorbei, das bestätigen uns alle Wirtschaftsexperten.“ Die Chefs des Instituts für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin („kein Anlass für Entwarnung), und des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Gabriel Felbermayr („Das Bild ist düster“), wollten sich Hattmannsdorfers Optimismus nicht anschließen. Derzeit geht das IHS von kargen 0,9 Prozent BIP-Wachstum für 2026 aus, das WIFO von 1,1 Prozent.

Wahr ist: Der Wirtschaftsaufschwung ist pure Illusion. Österreich steckt weiter in der Stagnation ohne Aussicht auf Besserung. Die Auftragslage in der Industrie verschlechtert sich. Die Arbeitslosigkeit wird zulegen. Der Wohlstand, wie ihn Generationen kannten, ist kaum zu halten.

Gernot Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und seit 2025 Leiter des Innenpolitik-Ressorts. Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl.

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".