Nationalbank: Holzmanns Abschiedsreise um die halbe Welt
Robert Holzmann zeigte als Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB) bis zu seiner Ablöse Ende August keine Amtsmüdigkeit.
Im Gegenteil: Er war äußerst unternehmungslustig. Mitte Juni, zwei Monate vor dem Ende seines Vertrags, brach er zu einer letzten großen Dienstreise als Gouverneur auf. Die Reiseroute seiner zweiwöchigen Abschiedstour liegt profil vor. Sie führte ihn nach Hong Kong, Singapur, Bangkok und Sydney.
Bezahlt wurde das von der Nationalbank, die auf profil-Anfrage die Destinationen bestätigte und eine Kostenaufstellung übermittelte: allein für Holzmanns Flüge, Hotels und Verpflegung zahlte die Nationalbank 28.396 Euro – Entourage nicht eingerechnet. Die Kosten für seine Begleiter hätten sich „knapp unterhalb der total costs von Herrn Gouverneur Holzmann“ bewegt, schreibt eine Sprecherin.
Nun stellen sich die Fragen: Was hatte Holzmann in Asien und Australien vor? Und welchen Mehrwert hatte die Reise kurz vor seinem Amtsende für die OeNB?
Holzmanns Meetings bei seiner Pazifik-Reise
Holzmann, der berufliche Stationen bei der OECD, dem Währungsfonds und der Weltbank vorweisen kann, wurde 2019 auf Betreiben der FPÖ Gouverneur. Seine Ablöse als OeNB-Chef wurde vor über einem Jahr von der ÖVP-Grünen-Regierung paktiert, Anfang September übernahm Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher (auf einem ÖVP-Ticket in der Regierung) das Amt.
Warum die Reise durch die Pazifik-Länder nicht bis zur Amtsübernahme Kochers warten konnte, ist nicht überliefert. Wohl aber der Terminkalender von Holzmann: Bei seiner Reise traf er laut Notenbank mit den Spitzen der Bank for International Settlement, der Hong Kong Monetary Authority, der Monetary Authority of Singapore, der Bank of Thailand und der Reserve Bank of Australia zusammen.
Inhaltlich soll er sich mit den anderen Nationalbankern über deren Innovationen unterhalten haben: Die Thailänder sind etwa an einem Projekt namens „mBridge“ beteiligt, eine Plattform, die internationale Zahlungsabwicklung und Devisentransfers schneller und kostengünstiger gestalten will – „mBrigde“ basiert auf digitalem Zentralbankgeld.
Solche Termine füllen aber nicht zwei Wochen. In Asien und Australien soll sich Holzmann auch mit nicht näher benannten Investmentbankern und Think Tanks ausgetauscht haben – mit Sicherheit kein Nachteil für die Zeit nach der Amtszeit.
Dazu hielt Holzmann Gastvorträge an Universitäten, etwa an der Hong Konger Hang Seng University.
Erkenntnisse „kamen der OeNB zugute“
Die Erkenntnisse der Dienstreise „kamen ausschließlich der OeNB sowie – bestimmte internationale Aspekte betreffend – dem Eurosystem zugute und flossen bzw. fließen in zahlreiche OeNB-interne Prozesse strategischer und operativer Natur ein“, schreibt die Nationalbank zum Nutzen der Reise. Dazu würden die Inhalte auch kommunikativ im Intra- und Internet verbreitet.
Auf der OeNB-Webseite ist zur Reise allerdings nichts zu finden. Aber vielleicht hat sein Nachfolger Kocher ja das Intranet gelesen. Er bastelt bekanntlich an einer neuen Strategie für die OeNB.