Adolf Hitler und Eva Braun je in einem gemütlichen Sessel
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Die bizarre Geschichte über Hitlers angeblichen Minipenis

Eine BBC-Doku will die DNA des Diktators entschlüsselt haben – und stellt Adolf Hitler auch gleich eine Diagnose. Wie seriös ist das?

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Die angesehene britische Genetikerin Turi King stellt Adolf Hitler eine brisante Diagnose: Die DNA-Analyse seiner Blutspuren habe das Kallmann-Syndrom zum Vorschein gebracht, eine seltene Erkrankung, die auch die Geschlechtsentwicklung beeinträchtigen kann. „Fünf bis zehn Prozent der Betroffenen haben einen Mikropenis“, sagt King in der Doku. Zudem würde Hitlers DNA ein erhöhtes Risiko für bipolare Störung, Autismus, Schizophrenie und ADHS aufweisen. Am 15. November soll der erste Teil der zweiteiligen Doku mit dem Titel „Hitler’s DNA: Blueprint of a Dictator“ auf Channel 4 ausgestrahlt werden.

Der Gesundheitszustand des Massenmörders steht immer wieder im Fokus. 2010 fand ein Historiker den Bericht eines Gefängnisarztes, der Hitler nach dem Münchner Putschversuch untersucht hatte. Er hatte einen Hodenhochstand auf der rechten Seite diagnostiziert. „Vorher gab es die Vermutung, ihm sei im Ersten Weltkrieg ein Hoden weggeschossen worden, das war nun widerlegt“, sagt der Hitler-Biograf und Historiker Volker Ullrich dem „Spiegel“. Allerdings habe der Gefängnisarzt damals nicht festgestellt, dass an Hitlers Penis irgendetwas auffällig sei. „Deshalb scheint mir die jetzige Spekulation, sein Penis könne vollkommen verkümmert gewesen sein, abwegig zu sein.“

Wo kommt Hitlers DNA überhaupt her?

Die Probe von Hitlers Erbgut stammt aus dem Gettysburg Museum of History in Pennsylvania. Der US-Soldat Roswell P. Rosengren soll einst ein Stück blutgetränkten Stoff aus dem Sofa im Führerbunker geschnitten haben, auf dem Hitler sich im April 1945 mit Eva Braun das Leben genommen hatte.

Eine Nachbildung von Hitlers Büro im Führerbunker
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Genetikerin Turi King ist sicher, dass das Erbgut auf dem gemusterten Stofffetzen von Hitler stammt. Sie habe es von drei unabhängigen US-Laboren analysieren und mit jenen von Hitlers Verwandten aus Gendatenbanken abgleichen lassen, sagt King der deutschen Zeitschrift „Die Zeit“. Ergebnis: Einer der männlichen Verwandten Hitlers trug ein unverwechselbares Y-Chromosom, das eindeutig zu der Probe passe. „Wer außer Hitler selbst soll also diesen Blutfleck auf dem Sofa hinterlassen haben?“, fragt King.

Wie seriös ist das alles?

Genetikerin Turi King hat schon die DNA des englischen Königs Richard III. postum aufgeschlüsselt und gilt in Fachkreisen als seriöse Wissenschaftlerin. Unabhängig geprüft wurden ihre Untersuchungen bislang aber nicht. Sie habe ihre Analysen bei einem renommierten Fachjournal eingereicht, die Veröffentlichung der BBC-Doku sei dem Journal aber zuvorgekommen, so King. 

„Die DNA ist immer nur ein Teil des Puzzles eines Menschen”, sagt die Forscherin in der Dokumentation. Es sei ihr wichtig zu sagen, die Genetik könne weder Verbrechen entschuldigen, noch dürfe sie Menschen mit ähnlichen Diagnosen stigmatisieren. Was bei dem Titel der Dokumentation „Hitler’s DNA: Blueprint of a Dictator (auf deutsch: Blaupause eines Diktators)“ allerdings schwer fallen dürfte.

Franziska Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.