Emissonshandel
Die Klimaziele wurde dadurch deutlich aufgeweicht.
Forschende zu EU-Klimaziel für 2040: „Klarer Rückschritt“
90 Prozent Reduktion der Emissionen bis 2040 (im Vergleich zu 1990): Darauf haben sich die EU-Staaten nach langen Verhandlungen geeinigt. Das Ergebnis klingt besser als es ist. De facto werden die Staaten nur 85 Prozent der Emissionen einsparen – denn fünf Prozent werden durch den Ankauf internationaler CO2-Zertifikate quasi ausgelagert. „Das ist ein klarer Rückschritt in der Klimapolitik“, kritisierte Niklas Höhne, Leiter des New Climate Institute in Köln, das Ergebnis bei einer Pressekonferenz des Science Media Center. Nachsatz: Damit schrumpfe die Chance, die bereits beschlossene Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.
Problem Emissionshandel
Das Problem ist vor allem die mangelnde Qualität der Zertifikate. Laut einer im Vorjahr veröffentlichten Studie können nur 16 Prozent der Zertifikate tatsächlich jene CO2-Einsparungen liefern, die sie versprechen. „Würde die Qualität stimmen, müssten die meisten Zertifikate viel teurer sein“, sagt Lambert Schneider vom Öko-Institut in Berlin.
Auch der österreichische Klimaforscher Keywan Riahi hält davon wenig. „Es ergibt keinen Sinn, wenn Europa zum Beispiel Regenwald im Amazonas kauft. Wenn sich dort die politische Lage ändert, wird der Wald möglicherweise trotzdem abgeholzt“, erklärt Riahi.
Verpasste Chance
Die Forschenden widersprechen klar dem Lob, das der dänische Ratsvorsitzende und Klimaschutzminister Lars Aagaard der Einigung aussprach. Die EU könne damit auf der COP im brasilianischen Belem erneut „globale Führerschaft“ zeigen, meinte Aagaard. Das Gegenteil sei der Fall. Man habe die Chance verpasst, die Lücke, welche die USA durch ihren Ausstieg aus der internationalen Klimapolitik hinterlassen habe, zu füllen. „Eine Vorreiterrolle sieht anders aus“, sagt Forscher Lambert Schneider.
Warum aber wäre ein ambitionierterer EU-Pfad so wichtig für die Welt? Weil bei der anstehenden Klimakonferenz in Brasilien alle teilnehmenden Staaten ihre Ziele für die nächsten Jahre abgeben. Mit der halbherzigen Lösung der EU haben auch China, Indien und andere Staaten weniger Motivation, ehrgeizige Ziele zu formulieren.