Chinas Präsident Xi Jinping prostet mit einem Glas Rotwein von einem blumengeschmückten Pult
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Klima: Warum die Welt ohne China verloren ist

COP30: Während die EU bei Klimazielen hadert, droht China das Wettrüsten um die grüne Energie zu gewinnen. Mit potenziell fatalen Folgen für Europa.

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Wer die Eingangshalle der Klimakonferenz in Belém betritt, erblickt zuerst die Pavillons zweier Nationen: Gastgeber Brasilien und die Volksrepublik China. Auf den Tischen Letzterer türmen sich dicke Plüschpandas und die neuesten Ausgaben von Präsident Xi Jinpings Buchreihe „China regieren“. Tee und Kaffee werden in biologisch abbaubaren Bechern serviert, auf recycelten Stühlen können die Gäste der Elite unter Chinas Wirtschaftsbossen lauschen. „Lasst uns die Pariser Vision verwirklichen und gemeinsam eine schöne, saubere Welt aufbauen“, rief Meng Xiangfeng vor wenigen Tagen enthusiastisch ins Mikrofon. Er ist Vizepräsident von CATL, dem weltweit größten Batteriehersteller, der von Tesla bis Volkswagen alle großen Autobauer beliefert. 

Zwei Männer (Luiz Inacio Lula da Silva und Ding Xuexiang) posieren vor einem Baum.
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Cop30-Gastergeber Luiz Lula da Silva (Brasiliens Staatschef) posiert mit dem chinesischen Politbüro-Mitglied Ding Xuexiang.

Dass China sich so prominent positioniert, ist neu. Das Land will das Vakuum füllen, das Donald Trumps Rückzug aus den internationalen Verhandlungen zum Klimaschutz hinterlassen hat. Während reaktionäre Kräfte in der EU den Green Deal Stück für Stück zerpflücken, tut sich das autoritäre China mit der Einigkeit leichter. „Auch bei uns gibt es viele industrielle Konflikte. Aber die Zentralregierung und Präsident Xi sagen sehr deutlich, dass wir in den nächsten fünf Jahren das neue Energiesystem beschleunigen müssen“, sagte Wang Yi, einer der chinesischen Verhandler bei der COP30, in Belém dem „Guardian“.

Drei Frauen posieren vor dem Schrifzug "cop30".
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Chinas grüne Energien explodieren. Das Land ist mittlerweile Weltmarktführer bei Wind-, Solar- und Wasserkraft und hat den Ausbau der Erneuerbaren in den vergangenen neun Jahren vervierfacht. Wie hat China das geschafft? Wie sehr kann der Riesenstaat davon profitieren? Und was bedeutet das für das abgehängte Europa?

Grafik über den Erneuerbaren-Ausbau 2015 bis 2024 nach Ländern: Brasilien, USA, Indien, EU, China
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Chinas Megaprojekte

Zwei Köpfe, doppelt so leistungsstark, größer als alles bisher Dagewesene: Das Windrad des Unternehmens Mingyang soll schon 2026 die Offshore-Windparks im Südchinesischen Meer um zig Megawatt erweitern. Anstatt eines einzigen Rades drehen sich gleich zwei auf dem wie ein Y geformten Turm. Die Rotorblätter des Giganten sollen je 145 Meter lang sein – also etwa zehn Meter länger als die Höhe des Wiener Stephansdoms.

Der kleinere Prototyp namens „Ocean X“ schwimmt bereits seit einem Jahr verankert im Meeresboden vor der Provinz Guangdong, nordöstlich von Hongkong. Er hat mehrere Wirbelstürme heil überstanden und mit 16 Megawatt ungefähr so viel Strom geliefert wie ein herkömmliches Offshore-Windrad. Die große Schwester soll künftig 50 Megawatt produzieren – doppelt so viel wie das aktuell stärkste Windrad der Welt (das ebenfalls gerade in China installiert wurde). Das Riesenmodell „könnte die Offshore-Windindustrie revolutionieren“, sagte Umang Mehrotra vom norwegischen Energieberatungsunternehmen Rystad Energy dem Magazin „Scientific American“.

Raphael  Bossniak

Raphael Bossniak

ist seit Juli 2025 im Außenpolitik-Ressort. Davor freier Journalist für APA, Kurier und die deutsche Nahostfachzeitschrift zenith. Schwerpunkt Nahost / Kaukasus / Osteuropa.

Franziska Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.