Hand hält Smartphone über einem Holztisch, im Hintergrund ein Laptop und eine Kaffeetasse unscharf sichtbar.
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Die (digitale) Zukunft des Geldes

So zahlen wir in zehn Jahren: Neue Methoden erleichtern und beschleunigen den Zahlungsverkehr, bringen aber auch Risiken mit sich. Zahlt sich das für uns aus?

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These 1: Mobile Payment ist das neue Normal

Bezahlen mit Smartphone oder via Wearable (Smartglasses mit unabhängiger Bezahlfunktion sind noch in Entwicklung) wird auch hierzulande immer beliebter: Laut Visa Payment Monitor haben 29  Prozent der Österreicher:innen schon einmal mobil bei Billa, H&M und Co. bezahlt. International hinken wir aber noch weit hinterher: Die Mobil-Weltmeister:innen in Kenia – dort gibt es mehr SIM-Karten als Einwohner:innen – erledigen laut aktuellem Sector Statistics Report der kenianischen Kommunikationsbehörde schon 91 Prozent des privaten Zahlungsverkehrs mobil.

  • Pro: schnell und bequem
  • Kontra: Abhängigkeit von Tech-Anbietern

 

These 2: Super-Apps ziehen alle Fäden

Um mobil bezahlen zu können, werden die Karten- und Kontoinformationen in einer digitalen Geldbörse wie zum Beispiel Apple Pay oder Google Pay hinterlegt. Deren Bedeutung wird massiv zunehmen: In China erledigen Super-Apps wie WeChat Pay oder AliPay schon praktisch alle Alltagstransaktionen. Wer seine Daten lieber nicht auf außereuropäischen Servern liegen haben möchte, kann auch mit Bluecode
kontaktlos per NFC (Near Field Communication) bezahlen. Eine europäische PayPal-Alternative ist auch der von der European Payment Initiative ins Leben gerufene Bezahldienst Wero, der aber noch nicht in Österreich verfügbar ist.

  • Pro: bequem aus einer Hand
  • Datenklau bei Hackerangriffen

 

These 3: Stablecoins gewinnen an Bedeutung

Kryptowährungen wie Bitcoins sind gekommen, um zu bleiben – doch sie sind auch stark schwankungsanfällig. Ihre verlässlicheren Geschwister, die Stablecoins, basieren auch auf Blockchain-Technologie, sind aber an stabile Werte wie US-Dollar oder Euro gebunden und durch reale Reserven gedeckt. Die aktuell größten Stablecoins sind Tether und USD Coin. 

  • Pro: stabiler Kurs, geringeres Kursrisiko
  • Kontra: Verlustrisiko durch evtl. unzureichende Deckung

 

These 4: Unser Kühlschrank zahlt für uns

Der Kühlschrank, der selbstständig Einkäufe tätigt, der PKW, der Parkgebühren automatisch bezahlt: Künftig werden IoT-Geräte (Internet of Things) mit Payment-Credentials ohne unser Zutun Mikrozahlungen erledigen. „Unsere Definition von Luxus“ nennt etwa Mercedes seine hauseigene digitale ePayment-Plattform, mittels Amazon Smart Reorders kann das Smarthome aber auch schon selbstständig Geschirrspülertabs nachbestellen. 

  • Pro: Entlastung im Alltag
  • Kontra: Datenschutz- und Sicherheitsrisiko


These 5: Der digitale Euro kommt

Mit der Einführung des digitalen Euro will die Europäische Zentralbank eine öffentliche europäische Alternative zum Geld US-amerikanischer Banken und Zahlungsanbieter schaffen. Als Ergänzung der Euromünzen und -banknoten soll der digitale Euro der EZB mehr Gewicht und Eigenständigkeit verschaffen, die Bürger:innen sollen von Transparenz, Sicherheit und Anonymität der digitalen Währung profitieren. Beschlossen ist zwar noch nichts – Parlament und Rat müssen dem Gesetzesentwurf der EU-Kommission erst zustimmen –, die neue außenpolitische Lage könnte dem 2020 gestarteten Projekt aber neuen Rückenwind geben.

  • Pro: staatlich garantiertes Zahlungsmittel
  • Kontra: Datensicherheit noch im Testlauf 

Text: Alexander Lisetz