Stickbild mit einem Stier, einem Bären, einem Sparschwein, einem Geldsack und einer Euro-Münze sowie dem Text 'WAS DU HEUTE KANNST VORSORGEN, DAS VERSCHIEBE NICHT AUF MORGEN' in verschiedenen Farben.
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Hätte ich das bloß früher gewusst

Finanzielle Fehlentscheidungen können teuer werden und noch über Jahrzehnte nachwirken. Immerhin: Sie machen reicher an Erfahrung. Und das gewonnene Wissen kann sogar weitergegeben werden. Hier bitte, die größten Learnings fürs nächste Merksatz-Stickbild. Gratis, aber hoffentlich nicht umsonst.

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Mit Wirecard verspekuliert? Auf einen Enkeltrick reingefallen? Die Firma in den Sand gesetzt? Kam durchaus vor. Doch die allermeisten der 250 von der Autorin dieses Artikels für ein geplantes Finanzbuch befragten Österreicher:innen zwischen 18 und 84 Jahren bereuten weit weniger spektakuläre Fehlentscheidungen rund ums Geld. Ihre „Was ich gerne früher über Finanzen gewusst hätte“-Beichten betrafen vielmehr Situationen, vor denen fast jede:r im Leben einmal steht. Und so mag die Umfrage zwar nicht repräsentativ gewesen sein, die Ergebnisse sind aber durchaus relevant, die geteilten Erfahrungen hilfreich. Denn aus dem Schaden wurden nicht nur die Umfrageteilnehmer:innen und Interviewten klüger. Auch Sie können aus ihren Learnings viel mitnehmen.

„Reue hilft bei Schuld, nicht Schulden“

Auf Platz eins der am häufigsten genannten Finanzfehler landeten Konsumschulden. Fast jede:r Zweite gab an, schon einmal auch nicht dringend Benötigtes auf Pump gekauft zu haben und das zu bereuen. Vor allem, weil längst nicht jede:r den Kredit abzahlen oder den Dispo wie eigentlich geplant ausgleichen konnte. Die Umfrage spiegelt wider, was auch Schuldnerberatungen in ihren Statistiken ausweisen. Die meisten Befragten, die in der Schuldenfalle saßen, gerieten zwar durch einen mit Arbeitslosigkeit oder einer gescheiterten Selbstständigkeit verbundenen Einkommensverlust ins Minus, der nicht (mehr) durch einen zuvor aufgebauten Notgroschen abgefangen werden konnte. Und insbesondere bei Frauen spielten auch Scheidung und Trennung (Stichwort: „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“), persönliche Härtefälle wie Unfall oder Tod von Angehörigen ohne entsprechende Absicherung sowie unreflektiert eingegangene Bürgschaften und Mithaftungen eine große Rolle. Doch an zweiter Stelle kamen, geschlechterunabhängig, stets der falsche Umgang mit Geld und die Anhäufung von Konsumschulden.

„Tausche Bares nur gegen Wahres“

Beides führten die verschuldeten Befragten einerseits auf ihre mangelnde Finanzbildung zurück, die sie die Konsequenzen von teuren Ratenkäufen oder die wahren Kosten für geliehenes Geld nicht überblicken ließ. Andererseits gaben einige aber auch an, dass ein falsches Mindset eine große Rolle gespielt hatte. Statt Geld als Werkzeug zu sehen, um (finanzielle) Ziele und Werte zu verfolgen, wurde es als bloße Währung eingesetzt für die schnelle Befriedigung von Wünschen mit geringer Halbwertszeit, aber hohen Kosten.
 

Ich bereue,...

250 Österreicher:innen zwischen 18 und 84 Jahren  wurden online (via SurveyMonkey) und/oder in Face-to-Face-Interviews für ein Buchprojekt gefragt, welche finanziellen Fehlentscheidungen sie am meisten bereuen. Hier die 
Top Ten jener Kategorien, in die sich die häufigsten Nennungen einordnen ließen.

  • Platz 1:  … Konsumschulden gemacht zu haben.
  • Platz 2:  … zu spät oder (noch) gar nicht mit dem Investieren beziehungsweise Vermögensaufbau fürs Alter angefangen zu haben.
  • Platz 3: … gar nicht beziehungsweise an den falschen Stellen gespart und Sparpotenziale nicht ausgeschöpft zu haben.
  • Platz 4: … der Lifestyle-Inflation verfallen zu sein.
  • Platz 5: … Opportunitätskosten durch entgangene Gewinne.
  • Platz 6: … durch ein falsches Mindset oder mangelndes Finanzwissen Sachwerte gekauft statt in Vermögenswerte investiert zu haben.
  • Platz 7: … nicht oder zu wenig ans Zukunfts-Ich und das Leben im Alter gedacht zu haben.
  • Platz 8: … zu wenig an der Einkommensschraube gedreht zu haben – via Berufswahl, Karriereplanung oder die bewusstere Gestaltung von Teil- und Vollzeitbeschäftigung.
  • Platz 9: … auf (falsche) Berater gehört und sich nicht selbst schlau gemacht zu haben.
  • Platz 10:  … sich in Finanzbelangen von Emotionen leiten gelassen zu haben.

„Die meisten Dinge, die ich zwischen 25 und 30 Jahren gekauft und für die ich mich letztlich verschuldet habe, habe ich nicht wirklich wertgeschätzt und schon gar nicht gebraucht. Sie wurden irgendwann entweder weggeworfen oder sind Besitz, der mich heute mehr belastet als erfreut“, sagte etwa eine heute 55-Jährige. „Meinem jüngeren Ich würde ich gern sagen: Kaufe keine Dinge, die du nicht dringend brauchst, von Geld, das du nicht wirklich übrig hast, um Leute zu beeindrucken, die du eigentlich gar nicht magst. Investiere stattdessen in deine Bildung und damit Karriere, in schöne Erinnerungen und an der Börse. Schaffe bleibende (Vermögens-)Werte, keinen Müll, der nicht nur das Konto, sondern auch die Umwelt schädigt.“ 

Sie hat ausgerechnet, dass allein die auf ihren Fensterbrettern verstaubende Deko rund 1.500 Euro gekostet hat. Vasen, Kerzenhalter, kleine Figuren: Nichts davon hat heute noch mehr als Flohmarktwert. Hätte sie das Geld stattdessen vor 25 Jahren in einen Fonds mit sieben Prozent Rendite gesteckt (das entspricht ungefähr der durchschnittlichen jährlichen Nettorendite des US-Aktienmarktes), hätte sie heute über 8.500 Euro am Konto, 7.000 davon Zinsen. „Was ich herausbekomme, wenn ich die Rechnung aufstellen würde auf Basis gekaufter, aber nie oder selten getragener Kleidung oder des täglichen Coffee to go, den ich auch von zu Hause hätte mitnehmen können, möchte ich gar nicht wissen.“

„Wer zu spät zahlt, den bestraft die Mahngebühr“

Konsumverzicht hilft beim Sparen, ist aber weder einfach noch jedermanns Sache. Doch im Alltag lassen sich ja durchaus auch Sparpotenziale finden, die nicht mit gefühlten Einschränkungen einhergehen. Allein: Ausgeschöpft werden sie leider selten – Punkt drei auf der Liste der bereuten Versäumnisse. „Ich bedauere im Nachhinein nicht, dass ich mein hart verdientes Geld für etwas ausgegeben habe, sondern dass ich es oft getan habe, ohne etwas dafür zu erhalten“, lautete das Statement eines 67-Jährigen. 

Wie er erzählten auch einige andere Befragte, im Laufe der Jahre tausende Euro versenkt zu haben, weil sie, so die Aussagen, „zu bequem“ oder „schusselig“ waren, ihre Arbeitgeberveranlagung zu machen, nicht-genutzte Abos zu kündigen, Anbieter für Handy, Strom und Co. zu wechseln, Preise und Gebühren zu vergleichen oder Rechnungen pünktlich zu bezahlen, wodurch es zu Mahngebühren und Verzugszinsen kam. 

Hellblaues Kissen mit weißer Stickerei 'Ein gutes Finanzwissen ist ein gutes Ruhkissen'
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Unnötig teuer kamen neben den erwähnten Versenk-Posten auch Feiern. „Bei meiner Hochzeit waren sicher 20 Gäste, die ich drei Jahre später nicht mal mehr kannte“, sagte ein Mittvierziger. „Eine Party nur im Familienkreis und mit den engsten Freunden wäre genauso schön, wenn nicht schöner gewesen. In jedem Fall aber 2.000 Euro günstiger.“ 

Ein Befragter hätte sich gewünscht, früher gelernt zu haben, „dass man mit dem Sparen am besten dort beginnen sollte, wo es mit etwas Reflexion nicht weh tut.“ Stattdessen habe er oft an Stellen etwas abgeknapst, wo es irgendwann schmerzt. Und das im Wortsinn: „Wenn es eng wurde, habe ich zuerst immer bei den Gesundheitskosten gekürzt. Ich bin etwa nicht mehr ins Fitnessstudio gegangen, habe schlechter gegessen, den Zahnarztbesuch verschoben. Das hat sich später teuer gerächt.“ Allein der Verdienstausfall aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, den er mit regelmäßigem Training wahrscheinlich hätte vermeiden können, bezifferte der Selbstständige auf 75.000 Euro.

„Die Zukunft beginnt jetzt“

Ein ähnliches Learning teilte eine 40-Jährige. „Bevor ich eine Geld-Entscheidung treffe, stelle ich mir heute die Frage: Würde mein ,Zukunfts-Ich‘ sie auch gutheißen? Kann ich erwarten, dass es ein mögliches Defizit ausgleichen will/kann, wenn ich heute jenes tue oder lasse?“ Psychologisch nicht leicht, denn dieses ältere Ego ist uns genauso fern wie ein Fremder. Doch Verantwortung für es zu übernehmen, lohnt sich. Denn diese Haltung verbessert nicht nur finanzielle Beschlüsse, sondern ganz generell Lebenswandel und -gestaltung – vom gesunden, präventiven Lifestyle über die Berufswahl mit entsprechenden Einkommensperspektiven bis hin zur Gestaltung der Arbeitszeit.

Gerade letztere Entscheidung hat große Auswirkungen auf das Leben im Alter. So bereuten es die meisten, die länger nur in Teilzeit gearbeitet hatten, dabei den Ruhestand nicht im Blick gehabt zu haben. „Es gab Zeiten, in denen aus familiären Gründen sicher kein Vollzeitjob möglich war“, so eine 56-Jährige. „Doch als die Kids größer waren, hätte ich von meinem Mann verlangen sollen, dass er einen Teil der Care-Arbeit übernimmt, damit ich wieder ganz ins Berufsleben einsteigen und mir eine gute Pension sichern kann.“ 

Wie sehr sich Teilzeitjahre auf die spätere Pension auswirken, hat das Projekt „Trapez – Transparente Pensionszukunft“ der Sektion Frauen und Gleichstellung im Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF) vorgerechnet. Das Beispiel einer 1975 geborenen Sozialarbeiterin, die nach der Geburt der Tochter mit 34 Jahren in Elternkarenz geht und danach bis zur Pension aufgrund von Care-Arbeit nur 20 Wochenstunden arbeitet, macht eindrucksvoll deutlich: Sie erhält auf diesem Lebensweg weniger als 1.600 Euro Pension im Monat. Würde sie jedoch Kinderbetreuung und Pflege der Eltern mit dem Partner teilen und bis zur Pensionierung in qualifizierter Teilzeit im Ausmaß von 33 Wochenstunden arbeiten, blieben ihr später einmal rund 2.000 Euro Pension. Also 400 Euro mehr. Monatlich. Netto. Auf 25 Pensionsjahre gerechnet, entgehen ihr durch die geringere Wochenarbeitszeit in Summe 120.000 Euro.

„Den Anfang kann man nicht mehr ändern, aber das Ende“

Apropos Auskommen im Alter: „Mir ist leider erst seit kurzem klar, wie teuer es eigentlich ist, in Pension zu gehen“, so ein 30-Jähriger. Natürlich hat er noch viel Zeit, um hier nachzujustieren. Doch das fällt ihm schwer, denn dafür muss er nicht nur seine Sparquote deutlich erhöhen, sondern sich auch von seinen „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“-Träumen verabschieden. „Wenn ich nicht jetzt meine Prioritäten neu setze und all mein Erspartes in den Topf ,Ruhestand‘ werfe, werde ich es nicht mehr schaffen, genügend für die Altersvorsorge anzuhäufen.“ 

Schon jetzt bereut er, nicht bereits früher mit dem Sparen und vor allem Investieren fürs Alter begonnen zu haben – und damit ist er nicht allein (Platz zwei der finanziellen Fehlentscheidungen). In seinem konkreten Fall hat das Zögern richtig viel Geld gekostet. Hätte der Umfrageteilnehmer bereits mit 20 Jahren zum Berufseintritt 200 Euro monatlich in einen ETF-Sparplan auf den MSCI-World gesteckt, hätte er mit 65 Jahren gut 356.000 Euro. Bei einem Start mit 25 wären es immerhin noch etwa 245.000 Euro. Fängt er jedoch erst jetzt mit 30 an, bringt ihn das später mit nur mehr 172.000 Euro über die Ziellinie. Bei einem Beginn mit 20 hätte er es sich sogar leisten können, ab 30 gar nichts mehr in den Sparplan einzuzahlen und sein Geld stattdessen tatsächlich zum Beispiel für einen Autokauf  zu verwenden. Sein Depotstand wäre bei Pensionsantritt jedenfalls ähnlich hoch gewesen: nämlich fast 184.000 Euro.  

„Bescheidenheit hilft gegen Gier“

Ab der Geburt des Kindes von den Eltern eingezahlt, erreicht man diese Endsumme übrigens bereits mit einem Invest von 12,50 Euro im Monat. Ein schönes Beispiel für die Macht des Zinseszins, den Albert Einstein als das achte Weltwunder bezeichnete. Für einen sorglosen Ruhestand reicht die erwähnte Summe freilich den wenigsten. Als grobe Faustregel zur Schließung der Pensionslücke gilt, mit 60 das Achtfache des Jahreseinkommens auf der hohen Kante oder in Vermögenswerten zu haben. Das gelingt nur mit regelmäßigem Investieren und einer entsprechend hohen Sparquote, die über die Jahre mit dem Einkommen steigen sollte. 

Doch genau diese Anpassung erfolgt viel zu selten. Ein Versäumnis, das in der Umfrage auf Platz vier der Fehlentscheidungen landete und als Lifestyle-Inflation in die Finanzlehrbücher eingegangen ist. So bereuten viele der Befragten, deutlich mehr Geld ausgegeben zu haben, sobald ihr Einkommen stieg – für eine größere Wohnung, ein teureres Auto, den Zweitfernseher. „Sicher war es schön, mir mehr zu leisten. Doch Dreiviertel der Ausgaben waren im Rückblick unnötig. Sie haben  die Lebensqualität und -freude nicht erhöht“, so ein 79-Jähriger.

„Better done than perfect“

Für einen anderen Befragten war mehr Luxus nie ein Thema. Er lebt sehr sparsam, legt seit dem 25. Geburtstag monatlich 800 Euro beiseite. Und so hat der 36-Jährige heute 100.000 Euro auf der hohen Kante, sprich: auf einem Sparbuch. Die Inflation nagte an seinen Ersparnissen und die Reue an ihm. „Seit zehn Jahren würde ich gern in Aktien investieren. Doch ich bin in die totale Analyse-Paralyse verfallen“, sagte er. Statt sein Geld tatsächlich anzulegen, hat er bisher nur ein Musterdepot angelegt, „um die perfekte Strategie zu finden“.

Das zumindest ist ihm gelungen. Das Musterdepot mit Gold, Anleihen und ETFs performte gut. Doch davon hat er nichts. Könnte er die Uhr zurückdrehen, würde er „das Flugzeug das nächste Mal während des Fliegens bauen und bei Konstruktionsmängeln einfach nachjustieren statt ewig am richtigen Plan zu basteln. Mein Perfektionswahn hat mich sicher mehr gekostet als jeder Fehler, den ich unterwegs gemacht hätte.“ 

Die versäumten Investitionsjahre wird er nicht aufholen können, auch wenn er sein Kapital als Einmalanlage plus seine monatliche Sparrate investiert. Mit 65 wird er – so seine Hochrechnung – „nur“ 1,8 Millionen haben statt rund 2,1 Millionen Euro, die er hätte erreichen können, wenn er mit 25 zu investieren begonnen hätte. Ein Minus von 300.000 Euro. 

Immerhin ein Learning nimmt er aus seiner Musterdepot-Phase mit, das ihm auch in Zukunft helfen wird: „Das Portfolio performt nicht besser, wenn man es ständig beobachtet. Das ist Zeitverschwendung. Die Stunden stecke ich lieber in Maßnahmen wie Fortbildung  und Projekte, die mein (passives) Einkommen und damit meine Sparquote erhöhen.“ 

Auch andere Umfrageteilnehmer:innen ärgerten sich über Opportunitätskosten (Platz fünf der Reue-Gründe), wie entgangene Zinsen und Renditen. Am häufigsten genannt wurden Verluste, die durch das Parken von Ersparnissen auf Sparbüchern oder unter der Matratze entstanden. Doch immer wieder ging es auch um Zeit-Versäumnisse: „Wenn ich eines gelernt habe, dann das: Lieber eine Stunde über Geld nachdenken, als eine Stunde für Geld arbeiten“, fasste ein 22-Jähriger seine Erkenntnisse zusammen. „Und bevor ich künftig eine Stunde mit Gaming verschwende, mache ich lieber etwas, was mir jetzt oder später Kohle bringt.“

„Schlechter Rat ist teuer“

Für ihn fällt unter die „Kohle-Stunde“ auch das Schauen von Finfluencer-Videos. „Es ist wirklich toll, was man alles gratis über Finanzen lernen kann und wie günstig heute Investieren ist“, schwärmte er. „Meine Eltern mussten dafür teure Berater zahlen – und sind dabei oft auf solche reingefallen, die nicht die besten, sondern die eigenen Anlageprodukte verkauften und damit keine guten Lösungen.“ Wohl mit ein Grund dafür, dass „Auf falsche Beratung gehört/vertraut zu haben“ auf Platz neun der Fehlentscheidungen kam. 

Ein erstaunlich „schlechter“ Platz im Ranking. Der ist aber wohl der Tatsache geschuldet, dass sich mangelnde oder mangelhafte Beratung oft erst nach vielen Jahren und/oder genauem Nachrechnen von Rendite und Kosten zeigt – und viele der Befragten hatten das noch gar nicht getan. Eine jedoch hat nachgerechnet und erzählte, dass die ihr empfohlenen Anlageprodukte nicht nur mies performten, sondern über 20 Jahre hinweg sogar ein Minus einfuhren. „Ich habe in Branchen investiert, die längst nicht mehr zu den Gewinnern zählen, wie damals versprochen“, erzählt die 51-Jährige. Das Übrige zum Minus trugen dann hohe Depotgebühren, Verwaltungskosten, Transaktions- und Performance Fees bei. „Für alles, was man nicht selbst macht und weiß, zahlt man drauf.“ Ihr Learning: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, Selber-(Schlau-)Machen und das lebenslang ist Trumpf.“
 

Stickrahmen mit weißem Stoff und orangefarbener Stickerei mit dem Text 'Spare in der Zeit, dann hast du im Alter keine Not.'
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„Gefühle sind für den Therapeuten“

Sicher eine der wichtigsten Messages aus der Umfrage. Zumal Finanzstrategien auch regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden müssen – ans Alter, Einkommen, Risikoprofil, die Ökonomie und Lebenssituation ... Es gab jedoch auch noch eine andere Botschaft: Zu viel Hin und Her macht die Taschen leer. Das gilt nicht erst fürs Trading. Sondern auch schon für Buy&Hold-Strategien in passive, breit diversifizierte ETFs, die viele der Befragten für die beste an der Börse hielten. Doch Buy&Hold funktioniert halt eben nur, wenn man – trotz Nachjustieren – auch daran festhält.

„Mein größter Fehler war, im Coronatief alle Wertpapiere panisch zu verkaufen“, gestand ein 38-Jähriger. Für die nächste Krise hat er sich vorgenommen, nicht Gefühle regieren zu lassen, sondern stur an seinem (Spar-)Plan festzuhalten und günstiger nachzukaufen. Seine Botschaft: „Gefühle, ob positiv oder negativ, sind etwas für die Therapiesitzung, nicht für die Finanzplanung.“ 

Sich von Emotionen leiten gelassen zu haben, war im Übrigen der zehnthäufigste Finanzreue-Grund – nicht nur in punkto Börseninvestments. Es wurden auch immer wieder Geschichten geteilt, die von an Freunde verliehenem Geld handelten, das nie zurückgezahlt wurde, von gutgläubig eingegangenen Bürgschaften für Familienmitglieder, von entgangenen Erbschaften, weil man sich zwar lieb hatte, aber dennoch nicht verheiratet war, oder von nicht gedeckten Versicherungsschäden, die einer „Mir wird schon nichts passieren“-Einstellung folgten.

„Geld allein macht fast glücklich“

Fehlt noch ein Fazit aus der „Hätte ich das nur früher gewusst“-Umfrage. Das lieferte Teilnehmer Nummer 114: „Ungeregelte Finanzen bringen 95 Prozent des Lebens durcheinander. Mit geregelten Finanzen lassen sich hingegen 95 Prozent des Lebens in bessere Bahnen lenken.“ Soll heißen: Eine Garantie auf Glück ist Geld zwar schon rein rechnerisch nicht. Die Chancen darauf stehen aber immerhin deutlich besser, wenn man finanzielle Fehlentscheidungen vermeidet oder zumindest daraus (von anderen) lernt.

Text: Daniela Schuster