Safe voller Uhren und Bargeld: WKStA erhebt weitere Anklage gegen René Benko
Es ist eine Woche, die für René Benko wohl alles andere als nach Wunsch verlaufen ist. Am Dienstag verlängerte das Landesgericht Wien die Untersuchungshaft des Signa-Gründers ein weiteres Mal, er bleibt also vorerst hinter Schloss und Riegel. Und seit heute, Donnerstag, ist er dort mit einer neuen Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) konfrontiert. Wie die WKStA mitteilte, hat sie beim Landesgericht Innsbruck eine – mittlerweile zweite – Anklageschrift gegeben Benko eingebracht. Es geht dabei abermals um den Vorwurf der betrügerischen Krida im Rahmen seiner Insolvenz als Einzelunternehmer. Im Zentrum steht diesmal jedoch ein Safe voll mit Bargeld, Luxusuhren und weiteren Wertgegenständen.
Benko wird vorgeworfen, Bargeld in der Höhe von 120.000 Euro sowie elf hochpreisige Uhren, Manschettenknöpfe und weitere Gegenstände im Gesamtwert von fast 250.000 Euro in einem Tresor bei Angehörigen versteckt zu haben. Damit, so die Ermittler, soll der Signa-Gründer versucht haben, Gläubigerforderungen zu vereiteln oder zu schmälern. Eine weitere Person ist wegen Beitragstäterschaft mitangeklagt. Der entstandene Schaden soll sich laut WKStA auf fast 370.000 Euro belaufen. Um diesen Wert soll Benko also seine Gläubiger geschädigt haben. Der Strafrahmen beträgt ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. René Benko hat sämtliche Vorwürfe immer bestritten, für ihn und alle Betroffenen gilt die Unschuldsvermutung. Die Anklageschrift ist noch nicht rechtswirksam. Benko hat die Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen einen Einspruch dagegen einzulegen.
profil berichtete bereits Anfang Juli über jenen Safe, um den sich die nunmehrige Anklage dreht. Versteckt hinter Weinkartons, in einem Abstellraum, rechts davon ein Regal mit Vasen und diversen alkoholischen Getränken, links davon altes Geschirr in Kisten – obendrauf ein Karton mit einem Grabkerzen-Vorrat. All das im Haus einer Verwandten von René Benkos Ehefrau Nathalie. Das Problem dabei: Benko soll laut Verdachtslage den Inhalt des Safes nicht im Rahmen seines Insolvenzverfahrens angegeben haben. Sieben prunkvolle Ringe rechneten die Ermittler aufgrund der Größe Benkos Ehefrau zu. In Bezug auf elf Herren-Armbanduhren mit diversen Ersatzbändern, acht Manschettenknöpfen und 120.000 Euro in bar, stellte sich für die Ermittler jedoch die Frage: Hat René Benko – unter Umständen mithilfe seiner Ehefrau – versucht, Vermögen vor der Insolvenz beiseite zu schaffen und vor dem Zugriff der Gläubiger zu verstecken? Nun gibt es die entsprechende Anklage.
Wobei: Ob es sich bei der mitangeklagten Person um Nathalie Benko handelt, ist offen. Die WKStA gab diesbezüglich am Donnerstag keine Details bekannt. profil fragte bei Benkos Ehefrau nach. Sie meinte lediglich: „Ich habe gar nichts zu sagen dazu.“
Fest steht, dass im Ermittlungsverfahren bezüglich der Armbanduhren und des Bargelds auch ein Verdacht gegen Nathalie Benko geprüft wurde.
Benko selbst sagte in Einvernahmen gegenüber der WKStA sinngemäß, seine Frau habe den Safe organisiert, auch das Bargeld sei nicht seines, sondern gehöre ihr.
Zusätzlich zur neuen Anklage informierte die WKStA am Donnerstag über weitere Ermittlungsstränge. So wird gegen zwei ehemalige Manager der Signa-Gruppe ermittelt, die einen Mitarbeiter pflichtwidrig nicht über die Verschlechterung der Vermögenslage der insolventen Signa Prime Selection AG und den Wertverlust seiner Namensaktien informiert haben sollen. Dadurch habe dieser – gemäß Verdachtslage – einen finanziellen Schaden erlitten.
Ein weiterer Strang richtet sich gegen Benko selbst. Er steht im Verdacht, einen Investor beziehungsweise dessen Familienstiftung betrügerisch dazu gebracht zu haben, rund fünf Millionen Euro an den Sanierungsbeauftragten der Signa Holding GmbH zu überweisen. Die WKStA nennt keine Namen, es ist jedoch davon auszugehen, dass es sich dabei um den Baumagnaten Hans Peter Haselsteiner und seine Familienstiftung handelt. „Er (Benko; Anm.) habe dabei vorgetäuscht, dem Investor einen ihm aus einem anderen Signa-Investment in gleicher Höhe zustehenden Dividendenbetrag, der aber noch nicht ausbezahlt worden war, im Fall von dessen Ausfall selbst zu begleichen“, fasst die WKStA die Verdachtslage zusammen.
Insgesamt ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft im Signa-Verfahrenskomplex mit Unterstützung der Soko Signa gegen mehr als zwölf Beschuldigte und zwei Verbände wegen verschiedener Delikte. Dabei geht es unter anderem um den Verdacht des schweren Betrugs, der betrügerischen Krida, der Untreue, des Förderungsmissbrauchs und der Gläubigerbegünstigung. Der mutmaßliche Gesamtschaden beläuft sich laut den Ermittlern derzeit auf rund 300 Millionen Euro. Benko und alle anderen Betroffenen haben sämtliche Vorwürfe immer bestritten.
Der erste Prozess gegen René Benko soll am 14. Oktober am Landesgericht in Innsbruck starten. Ob die nun eingebrachte weitere Anklage darauf einen Einfluss haben wird, wird sich zeigen. Unter Umständen könnte das Gericht beide Anklagen gemeinsam verhandeln, sofern auch die zweite Anklageschrift rechtswirksam wird. Für alle Betroffenen gilt in vollem Umfang die Unschuldsvermutung.