Das Foto zeigt den US-Romancier Upton Sinclair im Jahr 1934
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Geschichten vom Blechkisten-König Henry Ford

Upton Sinclairs grandioser Roman über den Autobauer und Fließband-Vollender Henry Ford in einer Neuausgabe.

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Leicht dahingesagt: Dieses oder jenes Buch älteren Datums sei ein Klassiker, der freilich punktgenau in unsere Gegenwart ziele. Auf „Am Fließband“ (1937) des US-Autors Upton Sinclair (1878–1968) trifft dies tatsächlich in besonderer Weise zu, weil der Roman über die (gründlich recherchierten) Verstrickungen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft berichtet, diese prekäre Gemengelage ohne Ablaufdatum. Sinclair selbst wurde ebenfalls spät in den Klassikerrang gehoben, galt der Bestsellerautor in den USA doch lange Zeit als „Prototyp eines Dreckaufwühlers“ („Frankfurter Allgemeine Zeitung“). Und Albert Einstein schüttelreimte: „Der Sinclair ist der tapfere Mann / Wenn einer, dann ich es bezeugen kann!“ In kurzen, kantigen Sätzen erzählt Sinclair in „Am Fließband“ vom Autobauer Henry Ford, dem seinerzeit reichsten Mann dieses Planeten, Vollender des Fließbands und genialen Tüftler.

„Der ist doch verrückt“, ruft die Mutter des jungen Abner Shutt, der später vom Arbeiter zu einem Mitglied der „Ford-Familie“ avanciert – was ihm alles andere als gut bekommen wird. Geld- und Machtgier, die immergrünen Verderber und Quälgeister. „Wenn wir dieses Buch heute lesen, erkennen wir vieles wieder“, notiert der Autor Dietmar Dath im Nachwort. Sinclair beherrscht die Kunst der großen These ebenso wie den durchdringenden Blick auf Fords (reale) Biografie: „Er hatte das Evangelium des Fleißes gepredigt und ihn zu seiner Religion gemacht.“ Jetzt heißt es Warten auf die Neuausgabe von „Der Dschungel“ im typischen Signalgelb des Berliner März Verlags, Sinclairs 1919 veröffentlichtem Roman über die Schlachthöfe Chicagos.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.