Vince Staples
Aufgedreht

Neue Alben von Vince Staples und Kanye West: Hör mir zu!

Populärkultur & Musik zur Zeit. Teil elf: Zwei Alben, zwei Visionen von Hip-Hop: Was uns Vince Staples und Kanye West über aktuelle Popmusik erzählen.

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Wie schön, ausufernd, aber auch introvertiert und heilsam Hip-Hop in diesem postpandemischen Sommer sein kann, zeigen zwei US-amerikanische Rapper, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber vor allem eines möchten: Gehör finden. Vince Staples benötigt dafür gerade gezählte 22 Minuten und keine Playlist- tauglichen Hits. Der 28-jährige Rap-Minimalist aus Long Beach bei Los Angeles erzählt auf dem nach sich selbst betitelten Werk seine Lebensgeschichte als foot soldier zwischen Drogenmilieu, Bandenkrieg und bedrückender Strandidylle in Südkalifornien; es ist ein Album, das zum Zuhören zwingt. Bereits auf seiner Debüt-EP ließ der skeptische Junge wissen: „Don‘t ever put me in a box with you rap bastards / Came from a different struggle“. Auf seinem vierten Album findet Staples nun ein Stück zu sich selbst, erforscht seine eigene (musikalische) Identität und eine Vergangenheit, die nicht zu glorifizieren ist: „I‘m the only one who made it out / You remember me?“, heißt es im Song „Take me Home“.

Kanye West macht derweil, was Popvordenker machen müssen. Seit Wochen streute der erratische Ausnahmekünstler kleine Release-Hinweise. „Donda“, diese Woche präsentiert, ist nach dem Gospel- und Erweckungsalbum „Jesus is King“ (2019) nun eine Hommage an seine verstorbene Mutter. Für die Songs holt sich der 44-Jährige prominente Unterstützung – unter anderem von seinem früheren Mentor Jay-Z. „We’re gonna be OK“, singt West über den Verlust . Alles wird gut.

Auf Spotify finden Sie die Aufgedreht-Playlist von Lena Leibetseder und Philip Dulle. Jeden Freitag neu. 

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.