Eskapistische Reise: Stephanie Widmer und Alexander Köck sind Cari Cari.
Aufgedreht

Cari Cari mit neuem Album: Unter dem Ozean

Das heimische Pop-Duo Cari Cari wird seit Jahren als Indie-Hoffnungsträger gefeiert. Hält der Hype?

Drucken

Schriftgröße

Es gibt diese Momente in der Kunst, die alles verändern. Beim heimischen Indiepop-Duo Cari Cari hängt diese Zäsur mit dem Auftritt bei den letztjährigen Feierlichkeiten ihrer Heimatregion (100 Jahre Burgenland) zusammen, der das Duo weit über ihre Indie-Zielgruppe bekannt gemacht hat. Sänger Alexander Köck kritisierte da die schlechte Bezahlung eines Orchesters, das auch für die Feier gebucht wurde. Die Veranstalter reagierten pikiert, das Publikum war erstaunt – und die Indie-Lieblinge Cari Cari waren plötzlich bekannt. Heute sehen Stephanie Widmer und Köck, die Cari Cari bilden, die Sache entspannt: „Es gibt viele Interessensvertretungen, die seit Jahren für Mindestgagen kämpfen. Für die war unsere Kritik Wind in den Segeln. Und wir hören immer wieder von Veranstaltern, dass sie jetzt sehr genau auf faire Bezahlung achten, weil sie keinen Cari-Cari-Moment evozieren wollen, wie sie sagen.“

Bekannt ist das Duo, das sich in den letzten Jahren eine eigene Pop-Nische erschaffen hat, auch für einen Sound, der nicht zufällig nach Filmen von Quentin Tarantino oder Wes Anderson klingt. Ihr neues, zweites Album (Titel: „Welcome to Kookoo Island“) ist während der Corona-Pandemie  2020 und 2021 entstanden und schickt die Hörerinnen und Hörer auf eine eskapistische Reise. Man hört Surf-Gitarren („Belo Horizonte“), treibende Drums, Wüsten-Rock („Bubu Fire“) und gehauchten Gesang („A Life Under The Ocean“). „Es geht um das Gefühl der Stille, wenn man einen Meter unter der Wasseroberfläche ist. Unter Wasser, im Weltall, auf einer Insel. Sich abkapseln“, sagt Widmer.

Heute wissen die beiden, was sie mit ihrer Kunst machen wollen, was sie annehmen oder ablehnen. Wenn man mit 50 Leuten aus dem Musikbusiness spricht, dann rede nur einer über Musik, der Rest über TikTok, meint Köck. „Wir wollen Musik machen und keinen Content für Social Media“, betont er. Solange es noch Menschen gibt, die auf Konzerte gehen und sich Platten kaufen, gebe es auch für Cari Cari einen Platz. Nachsatz: „Bevor wir TikToker werden, hören wir lieber auf.“

Jetzt auf Spotify: Die Songs der Woche von Lena Leibetseder und Philip Dulle in der Aufgedreht-Playlist. Jeden Freitag neu.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.