Schwere Anschuldigungen gegen die katholische Kirche in den USA
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Keine Osterruhe für die katholische Kirche

Die Verweigerung der Segnung für homosexuelle Paare ist ein wahres Image-Desaster für die katholische Kirche – und das ist gut so.

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Guten Morgen!

Eigentlich sollte die katholische Kirche zu Ostern keine großartigen PR-Probleme haben. Zwar ist die Karwoche per de­fi­ni­ti­o­nem noch ein bisschen trist, spätestens am Ostersonntag jedoch kann die Kirche mit gehörigem katholischem Pomp aufwarten und feiern. Papst Franziskus segnet urbi et orbi und ein Millionenpublikum vor den Fernsehern. Fastenbrechen, Auferstehung feiern, Osterkerze anzünden – es hätte so schön und unschuldig sein können.

Das hat die Glaubenskongregation dieses Jahr aber schwer vermasselt: In einem vor zwei Wochen veröffentlichten Brief wird betont, dass die Kirche homosexuelle Paare weiterhin nicht segnen soll. Seither scheppert es ordentlich in der katholischen Kirche, die Intoleranz gegenüber Homosexuellen kommt in der Bevölkerung nämlich überhaupt nicht gut an.

Wie eine für profil von Unique research durchgeführte Umfrage zeigt, sind 64% der ÖsterreicherInnen nicht damit einverstanden, dass die Glaubenskongregation im Vatikan homosexuelle Paare nicht segnen lassen will. Die Verweigerung der Segnung ist ein PR-Desaster für den Vatikan – bleibt zu hoffen, dass der Aufruhr die katholische Kirche dazu bewegen wird, offener und toleranter zu werden.

Auch von bekannten österreichischen Kirchenvertretern wie Dompfarrer Toni Faber gibt es Widerstand: „Wenn Mutter Kirche von mir verlangt, dass ich alle nach Hause schicke, die homosexuell lieben, dann muss ich sagen: Nicht mit mir. Denn wer bin ich, dass ich diesen Segen einem liebenden Paar verweigere? Der Blitz wird mich deswegen nicht treffen,“ so Faber im profil-Interview.

Den Ostergottesdienst will Faber in regenbogenfarbenem Messgewand begehen. Der darf trotz österlichem Ost-Lockdown stattfinden – wenn auch unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und nur verkürzt sowie, wenn möglich, im Freien. Handel und Dienstleister müssen hingegen ab Donnerstag in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland schließen, die Ausgangssperren gelten dann wieder rund um die Uhr und die SchülerInnen sollen nach den Osterferien zunächst alle im Distance Learning bleiben.

Wirtschaft und Opposition üben Kritik an der „Osterruhe“, die Gesundheitsminister Anschober angesichts der steigenden Infektionszahlen und der Überlastung der Krankenhäuser angekündigt hat. Vor allem die FPÖ zeigt sich wie immer exaltiert, Klubobmann Herbert Kickl ortet in den neuen Maßnahmen eine „einzige Pflanzerei“.

Trotz schwerster Covid-Erkrankungen in den eigenen Reihen wie jene des oberösterreichischen Landesparteichefs Manfred Haimbuchner weichen die Freiheitlichen also nicht von ihrem Corona-Kurs ab. Warum das FPÖ-intern durchaus für Irritationen sorgt, schreibt Thomas Hoisl im aktuellen profil – zum E-Paper geht es hier.

Die nächste profil-Ausgabe erscheint übrigens schon am Freitag, dem 2. April, das E-Paper am Donnerstag. Vielleicht kann das den LeserInnen in Ostösterreich den Oster-Lockdown ein wenig erleichtern.

Bleiben Sie gesund!

Lena Leibetseder

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Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.