Kein VIP-Erlebnis für Jeffrey Epstein bei Wiener Life Ball 2012
Der verurteilte und mittlerweile verstorbene Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hätte offenbar spezielle VIP-Karten für den Life Ball 2012 im Wiener Rathaus und die exklusive AIDS Solidarity Gala in der Hofburg kaufen können. Das legen Mails nahe, die nun der US-Kongress veröffentlicht hat. Gekommen ist Epstein aber wohl nicht: Laut den Veranstaltern hat Epstein nicht an der exklusiven Gala mit Bill Clinton und der österreichischen Polit-Spitze teilgenommen. Auch in den Gästelisten und Fotos der Hofburg, wo die Gala stattgefunden hat, scheint Epstein nicht auf.
Jeffrey Epstein ist wohl der weltweit bekannteste Sexualstraftäter: Mit seiner „Lolita Express“ genannten Boeing 727 soll er Mädchen und einflussreiche Freunde auf die Karibikinsel Little St. James („Orgy Island“) geflogen haben. Im Sommer 2019 wird Epstein wegen des Verdachts des Menschenhandels und des Missbrauchs von Minderjährigen verhaftet. Doch bevor all seine einflussreichen Kunden offengelegt werden können, wird der Multimillionär im August 2019 tot in seiner Zelle aufgefunden.
In den USA ist der Fall Epstein schon lange ein Politikum. Nicht zuletzt, weil Epstein US-Präsident Donald Trump zu seinen engen Freunden zählte. In den nun veröffentlichten Mails zeigen sich weitere belastende Verbindungen: Trump „wusste von den Mädchen“, zitierten etwa die US-Demokraten aus einer Nachricht von Epstein aus dem Jahr 2019.
VIP-Tickets aus Wien
In den jüngst veröffentlichten Mails zeigen sich auch einzelne Verbindungen Epsteins nach Österreich. So wurden dem Amerikaner offenbar VIP-Tickets für den Life Ball 2012 angeboten. Von 1993 bis 2019 wurde der Life Ball jährlich im Wiener Rathaus als Benefiz-Veranstaltung für HIV-Infizierte und an AIDS erkrankte Menschen abgehalten.
Neben einem großen Fest am Rathausplatz und im Rathaus selbst sowie einem Gala-Konzert im Burgtheater, gab es zum 20. Jubiläum im Jahr 2012 auch ein Gala Dinner für nationale und internationale Prominenz in der Wiener Hofburg: Die AIDS Solidarity Gala. Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ) und Ex-US-Präsident Bill Clinton seien dort anwesend, erklärt ein Bekannter Epsteins, insgesamt sei nur für rund 250 Personen Platz. Und offenbar hätte dank guter Kontakte auch Jeffrey Epstein zwei Karten für dieses VIP-Dinner erhalten können.
Dass Epstein 2012 mit internationaler Prominenz und der österreichischen Staatsspitze dinieren kann, ist nicht selbstverständlich. Bereits 2008 wird Epstein vorgeworfen, fast 40 Minderjährige missbraucht zu haben. Epstein gesteht unter anderem, auch minderjährige Prostituierte angeworben zu haben. Dennoch kommt er damals mit nur 13 Monaten Haft davon. 2012 ist er folglich wieder auf freiem Fuß, aber eben als verurteilter Sexualstraftäter bekannt.
Epsteins Bekannter musste sich demnach bemühen, um ihm Tickets zu organisieren, wie er in einer Mail schreibt:
2500 Euro soll demnach ein Ticket gekostet haben. Allerdings seien sie „the most VIP”, also die exklusivste Ticket-Klasse, schreibt Epsteins Bekannter: Neben dem vollen Zugang zur Life Ball Party würden sie auch den Empfang und eben das Abendessen und die Gala inkludieren. Wozu Epstein gleich zwei Tickets brauchte? In einer späteren Mail bittet der Bekannte, dass Epstein den Namen des Mädchens bekanntgibt, das er mitnehmen wolle („provide them with a name of the girl that you are talking”). Die Mails zeigen nicht, ob Epstein die Karten auch gekauft hat.
Laut den Veranstaltern dürfte Epstein dieses Angebot nicht angenommen haben: Man könne ausschließen, dass Epstein bei der Gala 2012 gewesen sei. Die österreichische Präsidentschaftskanzlei kontrollierte nach Anfrage durch profil zudem die Gästelisten und Archivbilder der Veranstaltung in der Wiener Hofburg. Das Ergebnis: Jeffrey Epstein scheine weder in den Gästelisten, noch auf Fotos auf.
Epstein dürfte an der Veranstaltung folglich nicht teilgenommen haben.
Auch ein vom selben Bekannten angeleiertes Treffen zwischen Epstein und einer bekannten österreichischen Verlegerin hat laut dieser nicht stattgefunden: Sie habe von Epstein namentlich erst durch den Skandal gehört, sagt sie gegenüber profil.
Epsteins Bekannter ließ eine profil-Anfrage bisher unbeantwortet.