PROZESS GEGEN EGISTO OTT
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Spionage-Prozess gegen Egisto Ott startet am 22. Jänner

Der wohl größte Spionage-Prozess des Landes startet im Neuen Jahr. Die Angeklagten haben alle Vorwürfe stets bestritten.

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Der wohl größte Spionage-Prozess des Landes hat ein Startdatum: Wie profil exklusiv erfuhr, soll der Prozess gegen den früheren BVT-Beamten Egisto Ott und einen Mitangeklagten am 22. Jänner 2026 starten. Diese Information bestätigt auf Rückfrage auch das Straflandesgericht Wien.

Die Staatsanwaltschaft wirft Ott in der Anklage Amtsmissbrauch, Verletzung des Amtsgeheimnisses, Bestechung und Bestechlichkeit vor. Vor allem aber vermuten die Ermittler, dass Ott für den russischen Inlandsgeheimdienst FSB spioniert haben soll. Und das schon in seiner Zeit als Beamter des ehemaligen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT). 

Ott und der Mitangeklagte Ex-BVT-Beamte bestreiten sämtliche Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Laut Anklage handelt es sich um eine Form des Landesverrats: Geheimer Nachrichtendienst zum Nachteil der Republik Österreich“, heißt das Delikt laut Strafgesetzbuch. Konkret soll Ott laut Anklage etwa indirekt im Auftrag des flüchtigen Ex-Wirecard-Chefs Jan Marsalek in Polizeidatenbanken nach russischen Dissidenten gesucht haben. Zudem soll Ott eine Fehleranalyse des Tiergarten-Mordes, bei dem ein russischer Agent einen Dissidenten in Berlin erschoss, verfasst haben. Und drei Handys aus dem Innenministerium sowie einen speziell verschlüsselter SINA-Laptop, wie ihn westliche Geheimdienste nutzen, sollen in einer Wohnung von Verwandten von Ott an Boten Marsaleks übergeben worden sein. 

Die Staatsanwaltschaft wirft nur Ott vor, dass er gewusst habe, dass er mit seinen Handlungen für den russischen Inlandsgeheimdienst FSB arbeite. Daher wird auch nur Ott wegen Spionage angeklagt. Ott bestreitet die Vorwürfe und stellt etwa die Authentizität einiger Dokumente und Chats, auf die sich die Staatsanwaltschaft stützt, in Abrede. 

Der Mitangeklagte wird nicht wegen Spionage angeklagt. Er soll aus Sicht der Staatsanwaltschaft – wie Ott – das Amtsgeheimnis verletzt, Amtsmissbrauch begangen und den Datenschutz verletzt haben. Zusätzlich soll der Mitangeklagte gegen das Waffengesetz verstoßen haben. Der Mitangeklagte bestreitet wie Ott die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Es ist die erste Anklage wegen Spionage im Gerichtssprengel Wien. Und gleichzeitig wohl die größte Spionage-Anklage, die es in Österreich jemals gab.

profil-Chefreporter Stefan Melichar und Innenpolitik-Redakteur Max Miller haben die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft und die bisher bekannte Verteidigung der Beschuldigten im Detail in der neuen Folge des profil-Investigativpodcasts Nicht zu fassen genau beleuchtet.

Der Prozess selbst dürfte länger dauern: In der Anklage verlangt die Staatsanwaltschaft die Ladung von 89 Zeugen. Und auch die Verteidigung dürfte einige Personen vor Gericht befragen wollen. Schon jetzt sind daher neun Folgetermine anberaumt. 

Laut profil-Informationen sind sie geplant für:

  • 23. Jänner 2026
  • 11. Februar 2026
  • 12. Februar 2026
  • 18. Februar 2026
  • 19. Februar 2026
  • 25. Februar 2026
  • 26. Februar 2026
  • 4. März 2026
  • 5. März 2026

profil wird über den Verlauf und Ausgang des größten Spionage-Prozesses des Landes berichten.

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und mag Grafiken. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.

Anna Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil und seit 2025 auch Herausgeberin des Magazins. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.