Budget: Plötzlich um ein paar Milliarden weniger verschuldet
Gestern, am 5. November, stellte das Büro des Fiskalrats seine neueste Schnelleinschätzung zur österreichischen Budgetlage vor. Die Präsentation vor Journalistinnen und Journalisten enthielt keine großen Überraschungen, aber auch keine echten Anlässe zur Freude. In Krisenzeiten sind Wirtschafts-Pressekonferenzen meist nüchterne Realitätschecks. Fiskalratspräsident Christoph Badelt betonte, dass sich Österreich zwar grundsätzlich auf dem prognostizierten Kurs befinde, jedoch ohne die erhofften Fortschritte in Richtung langfristiger Entlastung der Staatsfinanzen. Mein Kollege Kevin Yang berichtete: Das Budgetdefizit bleibt auch in den kommenden Jahren über den europäischen Vorgaben, die wirtschaftliche Lage ist zu schwach, um automatisch Verbesserungen herbeizuführen. Der Fiskalrat fordert weiterhin Strukturreformen bei den Staatsausgaben.
Verzählt
Für Zahlen-Nerds lohnt sich aber ein genauer Blick ins Zahlenwerk: Der prognostizierte Schuldenstand der Republik für 2026 fällt überraschend geringer aus als noch vor wenigen Monaten befürchtet. Statt der angenommenen 86,3 Prozent unserer Wirtschaftsleistung (BIP) sind es nach aktueller Berechnung „nur“ 83,3 Prozent.
Dieser Unterschied ist beachtlich – ganze drei Prozentpunkten der gesamten Wirtschaftsleistung. Gemessen am jetzigen Schuldenstand wären das satte zwölf Milliarden Euro weniger, die Österreich seinen Geldgebern schuldet. Das sind doch mal gute Nachrichten in Zeiten klammer Budgets!
Allerdings hat das nichts mit der strengeren Fiskalpolitik oder großer Strukturreformen zu tun. Der Effekt ist ausschließlich auf eine umfangreiche Datenbereinigung der Statistik Austria im vergangenen Jahr zurückzuführen. Das BIP von 2024 schätzte man Anfang des Jahres noch auf 1,2 Prozent unter dem BIP des Jahres 2023. Im September stellte sich jedoch die gute Nachricht ein: die Wirtschaftsleistung lag „bloß“ um 0,7 Prozent unter der von 2023.
Alles wie gehabt
Die BIP-Revidierung ist allerdings eine häufige Art der Datenbereinigung und stellt keine Besonderheit dar. „In volatilen Zeiten können diese Revisionen auch größer ausfallen,“ erklärt man bei der Statistik Austria. Die Zuverlässigkeit dieser Herangehensweise hänge vom wirtschaftlichen Umfeld ab. „Ändert sich dieses stark, wie etwa durch pandemiebedingte Unternehmensschließungen, Lieferengpässe, Verwerfungen am Gasmarkt oder ein volatiles Preisumfeld, so werden auch die Berechnungen im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zwangsläufig erschwert“, erklärt ein Sprecher der Statistik Austria auf Nachfrage. Die positivere Fiskalrats-Prognose basiert also einfach auf im Nachhinein korrigierten Zahlen. Trotzdem ein Grund zur verhaltenen Freude, finden wir.