Stefan Magnet vor einer Bank
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Rechtsextremist Magnet: Dank an Orbán-nahe Bank

Nach monatelanger Sperre hat AUF1 wieder ein Spendenkonto – in Ungarn, bei einer Bank mit gutem Draht zur Orbán-Regierung. Wie kam es zu dieser Kehrtwende?

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Vor zwei Wochen stand Stefan Magnet, Chefredakteur des rechtsextremen Senders AUF1, vor der MBH Bank in Budapest. Der Sender selbst ist jüngst ins Visier des deutschen Verfassungsschutzes geraten und wird nun nachrichtendienstlich überwacht. Kein Wunder: Die Inhalte basieren häufig auf rechtsextremer Propaganda, rassistischen Stereotypen und fragwürdigen Verschwörungserzählungen – und erreichen dabei ein beachtliches Publikum. In einer Videobotschaft verkündete Magnet Neuigkeiten für die „AUF1-Zuschauerfamilie“: Das Spendenkonto in Ungarn, das zwischenzeitlich monatelang gesperrt war, sei wieder geöffnet. Tatsächlich ist es eine bemerkenswerte Wendung – und eine, die Fragen aufwirft.

Wie kam es dazu, dass eine ungarische Großbank plötzlich wieder Geschäfte mit AUF1 macht? Magnet führt das Comeback des Kontos auf „zahlreiche Mails“ an Bank und Regierung zurück – und auf Interventionen „auf höchster politischer Ebene“. Belege liefert er keine. 

Die MBH Bank verweist gegenüber profil auf das Bankgeheimnis und will weder den Vorgang kommentieren noch bestätigen, dass AUF1 dort tatsächlich ein Konto besitzt. Auf der Website des Senders ist jedoch die IBAN zum Konto angegeben, die eindeutig dieser Bank zugeordnet ist. Auch die ungarische Regierung wollte sich auf profil-Anfrage nicht zu der Angelegenheit äußern.

Vor dem Sinneswandel der ungarischen Bank musste Magnet auf eine verschachtelte Konstruktion setzen, die über seinen Bruder und bis nach Irland führte – profil berichtet in der aktuellen Ausgabe.

„The Bank of Viktor Orbán“

Die MBH Bank ist kein gewöhnliches Institut. Sie gilt als ein Projekt der Orbán-Regierung, die bekanntermaßen enge Beziehungen zur FPÖ pflegt. Die Bank entstand 2023 aus der Fusion der MKB Bank, der Takarékbank und der Budapest Bank – unter reger Mitwirkung der Politik.

Erstere geriet bereits 2022 ins mediale Blickfeld, als sie Marine Le Pen, der damaligen Spitzenkandidatin der rechtsradikalen Partei „Rassemblement National” in Frankreich, für ihren Präsidentschaftswahlkampf einen Kredit in Höhe von 10,6 Millionen Euro gewährte.

Die „Financial Times“ titelte in Bezug auf die Dreifachfusion mit „The Bank of Viktor Orbán“. Der ungarische Staat hält einen Anteil, ebenso Lőrinc Mészáros, Orbáns Jugendfreund und enger Vertrauter. Weitere Beteiligungen führen zu einer Investorengruppe mit Verbindung zum ehemaligen ungarischen Zentralbankgouverneur György Matolcsy, ebenfalls ein enger Verbündeter Orbáns, so berichtet das Schweizer Onlinemagazin „Republik“.

Das Opfer-Narrativ

Für Magnet und seinen Sender kommt die ungarische Hilfsbereitschaft zur rechten Zeit. Seit Monaten klagt AUF1 über sogenanntes „Debanking“, also über die Kündigung von Bankkonten von vermeintlich missliebigen Personen oder Organisationen. In dem Beitrag „AUF1 macht Debanking rückgängig – endlich wieder ein Konto!” bezeichnet Martin Sellner, Gründer der Identitären Bewegung Österreich (IBÖ) und zentrale Figur der Neuen Rechten in Österreich, den Sender als ein Fernsehen ohne „Scheuklappen” und „Zensur”.

AUF1 sieht in den Kontosperren eine gezielte Kampagne der „Globalisten“: Eine systematische Strategie des Systems, um den Sender und seine Aufklärungsarbeit zu „vernichten”.

Auf profil-Anfrage antwortet Magnet: „Mit diesem Angriff auf unsere wirtschaftliche Existenz wird unsere Arbeit massiv erschwert. Über dieses unsägliche Debanking sollten Sie kritisch berichten – es kann morgen auch Sie treffen.“

Rettung aus Ungarn

Dass das neue Spendenkonto ausgerechnet bei einer Bank mit engen Verbindungen zur Orbán-Regierung liegt, erweckt den Eindruck, dass die Linien zwischen rechtsextremer Gegenöffentlichkeit und politischer Macht in Ungarn fließender verlaufen, als es offiziell heißt. 

Ob das Konto diesmal Bestand hat, bleibt offen. Sicher ist: Die ungarischen Entscheidungsträger scheinen dem Sender und seinem Chefredakteur keine Steine in den Weg zu legen – vorerst. Oder, wie es Magnet vor den Toren der MBH Bank selbst formulierte: „Jetzt sind wir wieder in Budapest. Wie lange es ein sicherer Hafen ist, wissen wir nicht. Aber wir wissen: Es funktioniert.“ 

Nach dem De-Debanking zeigt sich Magnet voll des Lobes für die ungarische Orbán-Regierung. In einem aktuellen Instagram-Video schlendert er durch die Straßen von Budapest. Magnet berichtet, die Menschen könnten sich frei bewegen, niemand habe Angst. Es gebe keine Anzeichen von Überfremdung, keine spürbare Kriminalität. Ein Land, in dem alles bestens funktioniert – fragt sich nur, für wen.

Hannah Leitner

Hannah Leitner

seit September 2025 Trainee bei profil. Moderiert ehrenamtlich bei Politiktrafik.