N wie Nathalie: Welche Rolle sie im Signa-Imperium spielte
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In guten wie in schlechten Zeiten: Fast eineinhalb Jahrzehnte lang war Nathalie Benko im Blitzlichtgewitter der Öffentlichkeit nicht von der Seite ihres Ehemanns René wegzudenken. Ob beim Promi-Auflauf rund um das Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel, bei Society-Events der Signa-Gruppe oder beim Adventpunsch von Sebastian Kurz – Nathalie war mittendrin statt nur dabei. René selbst schien eher im Business zu Hause zu sein als auf dem Seitenblicke-Parkett. Nathalie hingegen sorgte für den nötigen Glamour. Als Vorsitzende einer eigenen Charity-Stiftung wurde die Ehefrau des Immobilien-Tycoons außerdem zu so etwas wie dem sozialen Gesicht des milliardenschweren Signa-Imperiums. Man suchte die Kameras – und fand sie auch.
Doch jetzt ist René Benko genauso pleite wie die Signa-Gruppe. Und seine Ehefrau steht plötzlich aus ganz anderen Gründen im Fokus des öffentlichen Interesses. Nun geht es um die Frage, welche Rolle sie aus wirtschaftlicher Sicht im System Benko spielte – einem Konglomerat aus Privatstiftungen, Luxus-Immobilien und zahlreichen Firmen. Dieses ermöglichte es Benko und seiner Familie, auch nach der Signa-Pleite – immerhin die größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte – weiterhin wie Milliardäre zu leben. Und es geht auch um einen schweren strafrechtlichen Vorwurf: um die Frage, ob Nathalie Benko ihrem Ehemann dabei geholfen hat, Vermögenswerte vor Gläubigern zu verbergen. Diesbezüglich steht Nathalie bald gemeinsam mit René Benko vor Gericht.
Eines vorneweg: Alle haben sämtliche Vorwürfe immer bestritten. Doch wie tickt die Frau eigentlich, die nun auch in ganz anderer Art in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt? Was weiß man über sie? Und was tritt nun erst nach und nach zutage? profil hat sich auf Spurensuche begeben. Und tatsächlich war Nathalie schon vor ihrer Ehe mit René Benko kein ganz unbeschriebenes Blatt. Jedenfalls nicht in der Society-Presse und im britischen Boulevard.
Nathalie Benko wurde 1983 in der Schweiz geboren, wo sie auch ihre Kindheit verbrachte. Ihr Vater sei Immobilienmakler gewesen und habe ein Nachtlokal in Lausanne geführt, wusste das Magazin „Woman“ später zu berichten. Im Teenager-Alter sei sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Tirol gezogen, wo ihre Großmutter ein Hotel besessen habe. Nathalie besuchte die Sporthandelsschule – ihre Passion: das Springreiten. 1999 wurde sie sogar Tiroler Juniorenmeisterin.
Der Reitsport gilt bis heute als Nathalie Benkos Leidenschaft. Ein üblicherweise nicht ganz kostengünstiger Zeitvertreib, den sie offenbar auch nach der Pleite ihres Ehemanns munter weiter pflegte. Nur wenige Tage nach dessen Insolvenzantrag als Einzelunternehmer im März 2024 gönnte sich Nathalie ein Turnier-Wochenende in Stadl-Paura in Oberösterreich und nahm dort mit dem Pferd „Cayo 8“ an mehreren Bewerben teil. Immerhin: Bei der „Standardspringprüfung“ über 120 Zentimeter stieg sie als Siegerin aus dem Sattel. Der Ritt mag fehlerfrei gewesen sein, Fingerspitzengefühl bewies die Ehefrau jenes Mannes, von dem Gläubiger Milliarden fordern und im besten Fall einen Bruchteil erhalten werden, damit freilich nicht.
Weltruhm
Doch öffentliche Zurückhaltung scheint ohnehin nicht unbedingt die Grundmaxime Nathalie Benkos zu sein. Bereits vor mittlerweile 20 Jahren schlug Nathalie erstmals so richtig in den Gazetten auf. Und das hatte noch überhaupt nichts mit René Benko zu tun – sondern mit Fußball-Gott David Beckham.
Der englische Starkicker weilte im Sommer 2005 mit seinem damaligen Klub Real Madrid auf Trainingslager im beschaulichen Irdning in der Steiermark. Just dorthin hatte es schon einige Jahre vorher Nathalie verschlagen, wie „Woman“ später berichtete: Sie habe ab und zu hinter der Schank der örtlichen Disco gearbeitet. Und sie versuchte schon seit einiger Zeit, eine Model-Karriere ins Laufen zu bringen. 2002 konnte Nathalie immerhin Rang drei beim „Metropolitan Austria Top Model“-Contest erringen.
Und dann Real: Im August 2005 sorgten die „Königlichen“ aus Madrid nicht nur auf dem grünen Irdninger Rasen für Begeisterung bei den Einheimischen – sondern auch in der Dorf-Disco „Top Dance“. Mit von der Partie: Superstar David Beckham, längst verheiratet mit Ex-Spice-Girl Victoria (Künstlername: „Posh Spice“). Beckham soll an jenem Abend in der Disco eine lokale Schönheit kennengelernt haben – eine gewisse Nathalie, damals 22, gebürtige Schweizerin. Diese ließ sich in der Folge auch bereitwillig zu ihrem Erlebnis interviewen. Zunächst in „Woman“: „Plötzlich stand er hinter mir und legte mir seine Hand auf die Schulter.“ / „Wir redeten über Gott und die Welt.“ / „Wir sind ein paar Meter gemeinsam gegangen, dann trennten wir uns.“ Und dann im britischen „Sunday Mirror“ – dort allerdings mit einer deutlich expliziteren Darstellung. Aussagen, die wiederum Beckham bestritt.
Ein – auch rückblickend betrachtet – nicht unwesentlicher Punkt: Damals berichtete die „Kronen Zeitung“, dass jene Nathalie – bei der es sich um die spätere Nathalie Benko handeln sollte – über einen Anwalt Kontakt zum britischen Boulevard aufgenommen hätte, um ihre Beckham-Geschichte feilzubieten. Die „Krone“ berief sich dabei auf die „Daily Mail“, die demnach das Angebot erhalten und veröffentlicht hatte. Ob für das Interview im „Mirror“ dann tatsächlich Geld geflossen ist, ist nicht bekannt. So viel lässt sich jedoch sagen: Eine gewisse Geschäftstüchtigkeit und Zielstrebigkeit dürften René Benkos späterer Ehefrau jedenfalls bereits in jüngeren Jahren nicht fremd gewesen sein. Und das sollte auch so bleiben – ist sie doch mittlerweile selbst Gesellschafterin und Geschäftsführerin eines kleinen, aber feinen Firmenkonglomerats mit Ablegern im In- und Ausland. Darin stecken millionenschwere Vermögenswerte: Die „NB Immo GmbH“ – eine Art Dachgesellschaft – hat kürzlich ihren Jahresabschluss für das Jahr 2024 veröffentlicht. Ihr Anlagevermögen belief sich demnach auf immerhin 22,7 Millionen Euro.
Faszinierende Frau
Der Signa-Gründer selbst reagierte später übrigens souverän bis geschmeichelt auf Nathalies Beckham-Episode: „Das ist ja schon Urzeiten her!“, wurde Benko 2009 in „Woman“ zitiert, nachdem er begonnen hatte, sich in der High Society mit seiner nunmehr neuen Freundin zu zeigen. Benko ergänzte: „Aber sie ist eben eine sehr faszinierende Frau.“ Eine Faszination, die den aufstrebenden Tycoon offenbar nicht mehr loslassen sollte – und möglicherweise sogar dazu veranlasst haben könnte, besonders liebgewonnene Immobilien wie ein Luxus-Chalet in Lech und den späteren Familien-Hauptwohnsitz, eine 60-Millionen-Euro-Villa in Igls bei Innsbruck, mit dem Buchstaben „N“ zu bezeichnen. „Chalet N“, „Villa N“ – „N“ wie Nathalie.
Nathalie und René Benko sollen einander 2008 kennengelernt haben – über einen Freund. 2010 wurde geheiratet. Detail am Rande: Wie „profil“ damals berichtete, fand die Feier in einem Chalet-Hotel statt, das zur Firmengruppe des russischen Oligarchen Oleg Deripaska gehörte. Von da an prägten gemeinsame Auftritte bei Society-Events über Jahre hinweg das Bild, das von den Benkos in der Öffentlichkeit entstand und auch gepflegt wurde: René und Nathalie beim hochkarätig besuchten Signa-„Törggelen“ gemeinsam abgelichtet mit Gästen wie Alfred Gusenbauer, Niki Lauda, Dagmar Koller, Brigitte Bierlein, Michael Ludwig, DJ Ötzi – Gery Friedle, Wolfgang Sobotka und sogar Tina Turner. René und Nathalie beim vorweihnachtlichen Punsch-Empfang von Sebastian Kurz. René und Nathalie beim Renn- und Partywochenende in Kitzbühel. René und Nathalie bei diversen Signa-Eröffnungsfeiern. René und Nathalie bei einer „Ronald McDonald“-Charity-Gala.
 
            
                    Signa Törggelen 2016
© Andreas Tischler / picturedesk.com/Andreas Tischler/picturedesk.com
Signa Törggelen 2016
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
René Benko mit Ehefrau Nathalie und dem damaligen Signa-Aufsichtsrat und Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer beim Törggelen 2016.
Charity – das ist, wenn es um Nathalie Benko und die Signa geht, ein ganz wichtiges Stichwort. Nathalie Benko war das kinderfreundliche Gesicht von Signa. Sie besuchte vor Weihnachten die Kinderonkologie und überreichte einen üppigen Spendenscheck für die Kinder-Krebs-Hilfe für Tirol und Vorarlberg. Sie posierte mit Jugendlichen im Judozentrum Innsbruck.
Ende Februar 2020, nur wenige Tage vor dem ersten großen Corona-Lockdown, gründete Nathalie Benko die „Nathalie’s Kids Charity Privatstiftung“. Stifter waren sie selbst und die Signa Holding, die mittlerweile insolvente Dachgesellschaft im zusammengebrochenen Firmenkonglomerat ihres Ehemannes. Seit Ende Jänner 2025 befindet sich auch die Charity-Stiftung in der Abwicklung.
Am 27.1.2025 wurde die Auflösung beim Landesgericht Innsbruck beantragt, weil die Zuwendungen aus der Signa Holding mit deren Pleite verebbten und die Stiftung somit nicht mehr ihrem Stiftungszweck nachkommen konnte – bedürftigen Kindern zu helfen. Offenbar stand auf der Stiftung außen zwar „Nathalie“ drauf, innen drin war aber dann doch sehr viel Signa.
Aufschwung, Abschwung
Fast könnte meinen, was das Modell Signa im Großen war, war Nathalies Kinderstiftung im Kleinen. Benko holte sich Promis aus Politik und Wirtschaft als Beiräte und Aufsichtsorgane. Nathalie schnappte sich einen Skistar im Ruhestand. Etwas mehr als ein Jahr nach der Gründung der Stiftung stieg der norwegische Skifahrer Aksel Lund Svindal als Vorstand ein – neben Nathalie und einem weiteren Vorstandsmitglied. Und er blieb es bis zur Auflösung.
2014 war Svindal übrigens Markenbotschafter von Signa geworden. Mit Nathalie Benko dürfte er zumindest ein paar Jahre in Kontakt gewesen sein. Beide fuhren 2020 bei der „Kitz Charity Trophy“ mit (siehe Foto). Sie besuchten 2022 von der Stiftung das Projekt „Schneetiger“, das Kindern mit und ohne Behinderung für den Wintersport begeistern soll. Sie kaufte eine durchaus hochpreisige Immobilie ab – dazu später mehr. Zur Stiftungsauflösung im Jänner 2025 reiste Svindal nicht persönlich an – er bevollmächtigte Nathalie Benko, ihn zu vertreten.
 
            
                    Audi FIS Alpine Ski World Cup - Men's Downhill
© Getty Images/Carsten Harz/SEPA.Media/Getty Images
Audi FIS Alpine Ski World Cup - Men's Downhill
Pistengaudi
Der Ex-Skistar Aksel Lund Svindal war zusammen mit Nathalie Benko im Vorstand ihrer „Nathalie’s Kids Charity Privatstiftung“. Beide fuhren auch im „Team Signa" Rennen für den guten Zweck - etwa in Kitzbühel 2020.
Als Nathalie Benko im Juli 2024 am Rande eines Reitturniers von der deutschen „Bild“-Zeitung zu ihrer nunmehrigen Situation befragt wurde, meinte sie: „Ich habe mit den Geschäften meines Mannes nichts zu tun.“ Eine gewisse Anbindung an die Signa-Gruppe gab es zumindest über die Charity-Funktion sehr wohl. Und wie aus Ermittlungsakten hervorgeht, die profil vorliegen, verfügte Nathalie Benko auch über eine Signa-E-Mail-Adresse. Sie mag über keine Entscheidungsfunktion abseits der Charity-Stiftung verfügt haben – ganz losgelöst vom Unternehmensimperium ihres Mannes ist sie jedoch nicht zu sehen.
Bei Signa waren Frauen in gewichtigen Entscheidungspositionen ohnehin in der Minderheit. Ganz anders stellt sich das in Bezug auf René Benkos persönliche Wirtschaftsbelange dar. Und auch diese sind alles andere als unrelevant – steckt Benko selbst doch auch in einem Großinsolvenzverfahren. Seine Mutter Ingeborg spielt eine wichtige Rolle in Bezug auf das Stiftungsvermögen der Familie – an das seit der Pleite die Gläubiger herankommen wollen. Benkos Mutter ist gemeinsam mit ihrem Sohn Stifterin der liechtensteinischen „INGBE Stiftung“ sowie der „Laura Privatstiftung“ in Österreich. Soweit bekannt, zählt sie jeweils auch zum Kreis der Begünstigten.
Benkos Schwester wiederum arbeitete seit frühen Tagen für ihren Bruder. Zuletzt soll sie im Stiftungsumfeld tätig gewesen sein und auch der Mutter in Stiftungsangelegenheiten zur Seite gestanden sein – profil berichtete ausführlich.
Benko soll zwei Frauen in Vermögensangelegenheiten blind und bedingungslos vertraut haben – seiner Mutter und seiner Schwester. So berichten es ehemalige Weggefährten. Ehefrau Nathalie zählte allem Anschein nach jedoch sehr lange nicht zum Kreis der direkten Begünstigten im Stiftungsreich. Auch das Verhältnis zwischen ihr und Benkos Mutter soll in den vergangenen Jahren nicht ausschließlich herzlich gewesen sein. Umso bemerkenswerter scheint, dass Ingeborg Benko ihre Schwiegertochter im Oktober 2023 – also nicht lange vor dem Untergang des Signa-Imperiums – ebenfalls zur Begünstigten der „INGBE Stiftung“ machte. Dies berichtete das Magazin „News“ mit Verweis auf entsprechende Dokumente.
Das heißt nicht, dass Nathalie Benko bis dahin von den Millionen ihres Mannes und der Familienstiftungen gänzlich abgeschnitten gewesen wäre. Im Zuge seines Konkursverfahrens legte Benko offen, seiner Frau von 2014 bis 2023 „anlassbezogene Gelegenheitsgeschenke“ im Gesamtwert von rund 7,9 Millionen Euro zukommen lassen zu haben. Einem Ermittlerbericht zufolge erhielt Nathalie Benko darüber hinaus im Jahr 2023 ein Pferd im Wert von 150.000 Euro als Geburtstagsgeschenk. Laut einer Jahres-Aufstellung Benkos machten die – darin nicht im Detail beschriebenen – Geschenke 2023 kumuliert rund 200.000 Euro aus. Die Ermittler werteten später in einem Bericht aus dem Juni 2025 Konto-Abbuchungen von insgesamt rund 220.000 Euro als Geschenke an Nathalie, dazu auch noch das Pferd. Dokumentiert ist auch eine Unterhaltsvereinbarung über zwei Millionen Euro im Jänner 2023. Je näher derartige Zuwendungen und Vereinbarungen zeitlich am wirtschaftlichen Zusammenbruch der Signa und an der eigenen Pleite René Benkos liegen, umso eher sorgen diese für Stirnrunzeln bei Gläubigern und Masseverwaltern.
Eigenes Firmenimperium
Laut „News“ soll darüber hinaus im Jahr 2022 der Erwerb und der Umbau einer Villa („Can N“) auf Ibiza durch Nathalie Benko teilweise mit Millionenbeträgen über die „Laura Privatstiftung“ finanziert worden sein. Die Stiftung wird laut Verdachtslage im Signa-Ermittlungsverfahren – kurz gesagt – der Einflusssphäre von René Benko zugerechnet, was Benko allerdings bestreitet. Eine zweite Luxus-Immobilie auf Ibiza – die „Villa Bora“ – gehört über eine Firma namens „NB Luxury Assets SL“ schon länger Nathalie Benko. In ihrer österreichischen NB-Immo-Gruppe finden sich unter anderem ein Büro und zwei Wohnungen in Innsbruck. Sie persönlich hat – wiederum Anfang 2023 – ihrem Kollegen im Vorstand der Charity-Stiftung, Aksel Lund Svindal, eine Penthouse-Wohnung samt Garage, Kellerraum und Inventar in der Nähe von Innsbruck abgekauft. Der stolze Preis laut dem im Grundbuch hinterlegten Kaufvertrag: 1,35 Millionen Euro.
 
            
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Faible für Politiker
Die Benkos hatten offenbar ein Faible für Ex-Kanzler und Politiker. 2017 waren die Benkos zu Gast bei „Maroni und Punsch" des ehemaligen Außenministers und Ex-Kanzlers Sebastian Kurz. Auch Kurz war nach seinem Ausscheiden aus der Politik für Signa tätig.
Während René Benkos Gläubiger Geld sehen wollen, sitzt Nathalie Benko auf millionenschweren Vermögenswerten. Bis dato sind keine Versuche bekannt, sie diesbezüglich in Anspruch zu nehmen. In einem ganz speziellen Fall könnte sie jedoch sehr wohl etwas zu nahe an die Vorgänge rund um den Konkurs ihres Ehemanns herangekommen sein. Zumindest, wenn man der Verdachtslage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) glaubt.
Die WKStA wirft René Benko in einer vor Kurzem rechtswirksam gewordenen Anklageschrift vor, seine Gläubiger um insgesamt 368.817 Euro geprellt zu haben. Nathalie Benko muss wegen des Vorwurfs der Beitragstäterschaft ebenfalls vor Gericht. Der Verdacht: betrügerische Krida – ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest.
Konkret geht es in diesem Verfahrensteil um einen Tresor, den Nathalie Benko laut Verdacht just in jener Zeit bei Verwandten aufstellen ließ, als ihr Ehemann Insolvenz anmelden musste. Dass die Ermittler auf den Safe stießen, war eher Zufall. Als sie ihn öffneten, fanden sie darin jedoch nicht nur Ringe mit Edelsteinen, die Millionen wert sind und wohl eindeutig Nathalie Benko gehören. Sie stießen auch auf 120.000 Euro in bar, elf hochpreisige Uhren, vier Paar Manschettenknöpfe und diverses Uhren-Zubehör im Gesamtwert von rund 250.000 Euro. Den Gläubigern gegenüber hatte Benko diese Vermögensgegenstände nicht offengelegt.
René Benko bestreitet sämtliche Vorwürfe und hat im Ermittlungsverfahren angegeben, dass er acht der elf gefundenen Uhren und die Manschettenknöpfe bereits vor Jahren seinen minderjährigen Söhnen geschenkt habe. Das Bargeld würde seiner Frau gehören, und die drei restlichen Uhren wären für deren Charity gedacht gewesen. Nathalie Benko ließ sich im Ermittlungsverfahren nicht in die Karten blicken. Wie ihr Mann hat auch sie jedoch zunächst einen Einspruch gegen die Anklageschrift eingebracht. Auch wenn diese später von beiden zurückgezogen wurden – was auch taktische Gründe haben kann –, ist also jedenfalls davon auszugehen, dass auch sie die Vorwürfe bestreitet. Auf profil-Anfrage wollte ein Anwalt von Nathalie Benko mit Verweis auf den bevorstehenden Prozess keinen Kommentar abgeben.
Eines steht fest: René und Nathalie Benko werden nach längerer Zeit wieder gemeinsam im Rampenlicht stehen. Allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen als früher.
 
          
                Marina Delcheva
leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".
Stefan Melichar
ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.
 
          
                Anna Thalhammer
ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil und seit 2025 auch Herausgeberin des Magazins. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.
 
                     
            
                     
          
                                                
                
                