Verena Buck, Manuela Gstöttner, René Wenzl im Endometriosezentrum im AKH
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Endometriose: Welche Therapien gegen die Frauenkrankheit helfen

Endometriose betrifft jede zehnte Frau, trotzdem dauert es oft Jahre bis zur Diagnose. Wie man das ändern könnte – und was gegen die Erkrankung hilft.

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Verena Buck eilt durch die verworrenen, orangefarbenen Gänge des Wiener AKH. Die langen Haare fallen ihr über die Schultern, als sie auf einem der weißen Schalensessel im Wartezimmer des Endometriosezentrums Platz nimmt. Es fühle sich an, wie nach Hause zu kommen, sagt die Wienerin. Hier bekam sie nach 28 Jahren endlich ihre Diagnose.

Mit 16 hatte für Verena Buck eine jahrzehntelange Qual begonnen. Ihre Regelschmerzen waren so heftig, dass sie regelmäßig in Ohnmacht fiel. Bauchkrämpfe, Kreuzschmerzen, eine überwältigende Müdigkeit, Übelkeit und der darniederliegende Kreislauf zwangen sie monatlich vier bis fünf Tage ins Bett. Die Geduld von Eltern, Hausarzt und Lehrerinnen war schnell erschöpft. „Menstruationsbeschwerden sind normal, so schlimm wird es schon nicht sein“, hörte Verena Buck oft, und vor allem: „Stell dich nicht so an.“ Also lebte sie irgendwie mit den Schmerzen.

Betroffene im Psycho-Eck

Mit 18 wurde sie schwanger, und weil sie nach der Geburt ihrer Tochter eine Blutvergiftung erlitt, diagnostizierten die Ärzte eine posttraumatische Belastungsstörung und erklärten ihre Beschwerden damit. Sogar in die Psychiatrie schickte man sie im Lauf der Jahre regelmäßig – aber die Schmerzen blieben. „Es ist absurd, wie viel meine psychosomatische Behandlung den Staat gekostet hat. Dabei wäre eine medizinische Therapie viel billiger und effektiver gewesen“, sagt Buck. Erst seit 2024 ist klar: Die heute 43-Jährige leidet seit der Pubertät an Endometriose.

Verena Buck ist damit nicht allein. Zehn bis 15 Prozent der Österreicherinnen leben mit der chronischen Krankheit, die vielen von ihnen unsagbare Schmerzen bereitet. Schuld ist die Gebärmutterschleimhaut, auch Endometrium genannt. Sie wächst bei manchen Frauen auch außerhalb der Gebärmutter und bildet Herde in anderen Körperregionen. In den Eierstöcken, den Eileitern, im Muskelgewebe der Gebärmutter, in Darm oder Blase, im Bauchfell, manchmal sogar in der Niere, der Lunge oder im Gehirn. Die Wucherungen reagieren auf den Monatszyklus, bauen also Schleimhaut auf, können aber nicht ausbluten. Zysten, Entzündungen und Vernarbungen sind die Folge.

Verena Buck im Untersuchungsraum im AKH
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„Weiblicher Schmerz darf nicht normalisiert werden.“

Verena Buck hörte 28 Jahre lang den Satz: „Stell dich nicht so an.“

Die Medizin beschäftigt sich mittlerweile intensiver mit der lang vernachlässigten Krankheit. Was weiß man aktuell über die Ursachen von Endometriose? Wird sie vererbt? Wie kann man sie schneller diagnostizieren? Welche Therapien gibt es? Und wie schwer ist es, mit Endometriose schwanger zu werden?

Franziska Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.