Faktencheck: Hat Trump wirklich sieben Kriege beendet?
Ich habe in nur sieben Monaten sieben Kriege beendet, das hat vorher noch kein Präsident und auch kein Land geschafft.
UNO-Generalversammlung im September 2025
Größtenteils falsch
Inhalt Inhaltsverzeichnis
Donald Trump macht kein Geheimnis daraus, dass er unbedingt den Friedensnobelpreis haben möchte. Für dieses Ziel ist Trump jeder Friedensschluss recht, auch ein bloß vermeintlicher. Mit der Wahrheit nimmt es der US-Präsident bekanntlich nicht immer genau. Und auch seine Prognosen sind äußerst optimistisch. Im Wahlkampf kündigte er an, den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden zu beenden. Passiert ist das bis heute nicht. Vielmehr fährt Trump einen Schlingerkurs. Mal biedert er sich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an und übernimmt seine Narrative. Dann wieder deutet er an, der Ukraine sogenannte Tomahawk-Raketen zu liefern.
Nach einem Telefonat mit Putin vergangene Woche dann erneut die Wendung: Trump drängte den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskyj bei einem Treffen im Weißen Haus dazu, den seit 2014 von prorussischen Separatisten besetzten Donbass im Osten der Ukraine an Moskau abzutreten.
Weil es in der Ukraine nicht vorangeht, sucht Trump nach anderen Regionen auf der Welt, die er in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand befrieden kann.
Seit dem Abkommen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas, bei dem in einer ersten Phase alle lebenden Geiseln freikamen, hat Trump die Liste um einen weiteren Krieg erweitert. Jetzt steht sein Ticker bei acht.
Aber stimmt das auch? Hat Trump tatsächlich so viele Kriege auf der Welt beendet – und wenn ja: Welche sollen das sein?
Das US-Außenministerium hat bereits vor Monaten eine Liste ins Internet gestellt. Schaut man sich die genannten Beispiele aber näher an, dann bekommt Trumps Selbstbild vom Friedensbringer Risse. In einigen Ländern hat Trump seine Rolle überzogen, in anderen behauptet er Dinge, die so nie stattgefunden haben. Bei den meisten Beispielen handelt es sich nicht um klassische Kriege, sondern entweder um Grenzkonflikte von wenigen Tagen (wie im Fall Indien und Pakistan sowie Thailand und Kambodscha) oder aber um diplomatische Spannungen wie im Fall Ägypten und Äthiopien. Die wohl dreisteste Behauptung Trumps: Der Krieg zwischen Kosovo und Serbien, den Trump in diesem Jahr beigelegt haben will, endete bereits 1999 – nach einer militärischen Intervention unter US-Präsident Bill Clinton und der NATO. Aber der Reihe nach.
Friedensabkommen im Weißen Haus
Im August 2025 unterzeichnete der Präsident Aserbaidschans (links) und der Premier Armeniens (rechts) im Beisein von Trump ein Abkommmen.
Aserbaidschan und Armenien
Ein Erfolg, den man Trump zugestehen muss: Im August unterzeichneten die Erzfeinde Aserbaidschan und Armenien unter Vermittlung der USA ein Abkommen. Darin verpflichten sich die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken, die jeweiligen Staatsgrenzen anzuerkennen.
Armenien und Aserbaidschan streiten seit Ende der 1980er-Jahre um die Region Bergkarabach, die Aserbaidschan 2023 in einer Blitzoffensive zurückerobert hatte. Damals wurde die dortige, armenische Bevölkerung zu Zehntausenden vertrieben.
Wie Trumps Deal gelungen ist? Armenien stimmte zu, den USA für 99 Jahre einen Korridor zwischen Aserbaidschan und dessen Exklave Nachitschewan zu verpachten, die 32 Kilometer entfernt liegt. Eine privatwirtschaftlich betriebene Handelsroute also, die armenischem Recht unterliegt. Trump hat die Route nach sich selbst benannt.
Der Nachteil: Das Memorandum ist noch kein Friedensvertrag und völkerrechtlich nicht bindend. Alle weiteren Streitfragen – Demarkationslinien oder die Rückkehr der armenischen Flüchtlinge – wurden ausgeklammert.
Aserbaidschan pocht auf eine Verfassungsreform, die sämtliche Anspielungen an Bergkarabach aus Armeniens Verfassung tilgen soll. Etwas, das Armeniens liberalen Premier Nikol Paschinjan, der als politisch angeschlagen gilt und 2026 um seine Wiederwahl zittert, vor Herausforderungen stellt: Für Verfassungsänderungen ist eine Volksabstimmung nötig. Armeniens prorussische Opposition stemmt sich zunehmend gegen den Friedensprozess. Ob Trumps „ewiger Frieden“ im Kaukasus hält, ist also mehr als unsicher.
Kambodscha und Thailand
Es ist ein Konflikt, der immer wieder aufflammt: Die südostasiatischen Nachbarländer streiten seit Jahren über ihre Grenze. Sie ist 800 Kilometer lang und wurde noch zur Zeit der französischen Kolonialzeit gezogen. Im Grenzgebiet liegen alte Tempel, die beide Seiten als ihr kulturelles Erbe beanspruchen. Im Juli 2025 kam es – erstmals seit 2011 – wieder zu Gefechten. In fünf Tagen wurden mehr als 300.000 Menschen vertrieben. Wie auch beim Konflikt zwischen Indien und Pakistan (siehe weiter unten) nutzte Trump die Zollverhandlungen als außenpolitisches Druckmittel. Er drohte beiden Ländern mit einem US-Zoll von 36 Prozent ab dem 1. August, sollten sich diese nicht auf eine Feuerpause einigen. Nachdem tatsächlich ein Waffenstillstand vereinbart wurde, beanspruchte Trump kurzerhand die Beilegung des gesamten Konfliktes für sich. Dabei vermittelt seit Monaten ein anderes Land: Malaysia. Dort soll kommende Woche auch ein bindendes Friedensabkommen beschlossen werden. Medienberichten zufolge will Trump bei der Unterzeichnung persönlich dabei sein.
Kosovo und Serbien
Dass in den letzten Monaten kein neuer Krieg auf dem Balkan ausgebrochen ist, dürfte der österreichischen Bevölkerung aufgefallen sein. In den USA, wo man bei den vielen ex-jugoslawischen Zwergstaaten ja schon einmal durcheinanderkommen kann, fällt das aber offenbar nicht weiter auf. Fakt ist: Der Krieg im Kosovo wurde bereits 1999 beendet. Seitdem schwelt der Konflikt auf diplomatischer Ebene. Serbien erkennt die 2008 erklärte Unabhängigkeit des Kosovo bis heute nicht an und verhindert dessen Aufnahme in internationale Organisationen (UNO, Europarat etc.) In Trumps erster Amtszeit haben die USA ein Wirtschaftsabkommen zwischen den beiden Streitparteien aufgesetzt. Dies hat allerdings nicht zu einer Normalisierung der Beziehung geführt. Im Gegenteil: 2023 kam es zu den schwersten Ausschreitungen seit vielen Jahren. Militärisch eskaliert ist der Konflikt allerdings seit 25 Jahren nicht mehr. Auch deswegen, weil eine NATO-Schutztruppe im Kosovo stationiert ist. Am ehesten kann die EU für sich in Anspruch nehmen, im Kosovo-Konflikt vermittelt zu haben. Seit 2013 koordiniert Brüssel einen Dialog zwischen Prishtina und Belgrad, der (etwa bei gemeinsam verwalteten Grenzposten, aber auch bei der Errichtung einer ethnisch gemischten Polizei und Verwaltung) zu nachhaltigen Verbesserungen geführt hat.
Demokratische Republik Kongo und Ruanda
Hier haben die Vereinigten Staaten am 27. Juni dieses Jahres ein Friedensabkommen zwischen den jeweiligen Regierungen vermittelt. Donald Trump war ausnahmsweise nicht Teil der Unterzeichnungszeremonie in Washington. Stattdessen schickte er seinen Außenminister Marco Rubio.
Beide Seiten verpflichten sich in dem Abkommen, ihre Unterstützung für Milizen im Ost-Kongo zu beenden. Die Region ist reich an Rohstoffen, darunter Gold und Kupfer, aber auch an dem für die Tech-Industrie wichtigen Metall Lithium. Die von Ruanda unterstützte Rebellengruppe M23 nahm in der Region zuletzt immer mehr Städte und Ortschaften ein, um die Rohstoffe auszubeuten.
Der Knackpunkt von Trumps Deal: Am Konflikt im Ost-Kongo sind mehr als 100 bewaffnete Gruppen beteiligt. Der wohl wichtigste Akteur, die M23-Miliz, wurde weder ausdrücklich erwähnt, noch hat sie das Abkommen unterzeichnet. Für die Rebellen ist die Vereinbarung also nicht bindend – und so dauern die Kämpfe bis heute an. Zuletzt drohten die Rebellen sogar damit, die Regierung im Kongo zu stürzen.
Pakistan und Indien
Im Mai beschossen die beiden Nachbarn einander vier Tage lang mit Raketen. Trump setzte auf ein altbewährtes Mittel, das auch bei Kambodscha und Thailand zum Einsatz kam: Er drohte mit dem Abbruch der Handelsbeziehungen sowie hohen Zöllen. Als dann tatsächlich ein Waffenstillstand geschlossen wurde, behauptete Trump, er habe einen „Nuklearkrieg mit Millionen Toten“ verhindert. Indien und Pakistan sind Atommächte. Während Pakistan Trumps Rolle als Vermittler bekräftigt und ihn (ebenso wie der Regierungschef von Kambodscha) für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hat, erzählt Indiens Premier Narendra Modi eine völlig andere Geschichte. Laut seiner Darstellung habe Trump gar nicht vermittelt. Vielmehr sei Pakistan unter den Drohungen der deutlich stärkeren indischen Armee, eingeknickt.
Ägypten und Äthiopien
Dieser Konflikt schwelt vor allem auf diplomatischer Ebene. Äthiopien hat am Nil den größten Staudamm Afrikas errichtet. Er wurde im September 2025 eingeweiht und soll in dem 135-Millionen-Einwohner-Land Strom produzieren. In Ägypten, wo der Nil ins Mittelmeer fließt, nimmt man das Projekt als Bedrohung für die Wasserversorgung wahr. Zwischen den Ländern, die keine direkten Nachbarn sind, ist also kein Krieg ausgebrochen. Seit Jahren gibt es diplomatische Verstimmungen, die sich in Zeiten des Klimawandels an einer überlebenswichtigen Frage entzünden: Wem gehört das Wasser des Nils? In diesem Fall hat Trump also zweifach gelogen. Die USA haben weder ein Abkommen ausgehandelt, das beispielsweise die Wassermenge im Fluss regelt, noch einen aktiven Krieg beendet.
Israel und Iran
Diesen zwölf Tage langen Krieg, der am 13. Juni mit dem Angriff Israels auf den Iran begann, hat Trump tatsächlich mit einem Waffenstillstand beendet. Allerdings nicht mit Worten, sondern mit bunkerbrechenden Bomben und US-Luftangriffen auf iranische Urananreicherungsanlagen. Die USA waren also nicht Vermittler, sondern Kriegspartei. Von einem dauerhaften Frieden sind die beiden Erzfeinde weit entfernt. Der Iran hält sich nur deswegen mit weiteren Angriffen zurück, weil das Regime in Teheran massiv an Macht eingebüßt und seine Verbündeten verloren hat. Syriens Machthaber Baschar al-Assad ist gestürzt und nach Moskau geflohen, die Hisbollah im Libanon sowie die Hamas in Gaza arg geschwächt.
Gaza
Der jüngste Konflikt auf Trumps Liste ist der Krieg in Gaza. Hier kann Trump den wohl größten diplomatischen Erfolg verbuchen. Beide Seiten – Israel und die Hamas – akzeptierten einen 20-Punkte-Plan, von dem bisher aber nur die Phase eins in Teilen realisiert wurde: der Austausch aller noch lebenden Geiseln gegen palästinensische Gefangene. Bei einer Konferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh am
13. Oktober sagte Trump vorschnell: „Wir haben erreicht, was jeder für unmöglich hielt – endlich haben wir Frieden im Nahen Osten.“ Aber schon jetzt zeigen sich Risse im Abkommen. Denn in einer zweiten Phase müsste die Hamas entwaffnet und Gaza von internationalen Truppen stabilisiert werden. Auch israelische Truppen haben sich nicht vollends aus dem Küstenstreifen zurückgezogen. Auch deswegen, weil die Hamas noch nicht alle Leichen der getöteten Geiseln ausgehändigt hat (Lesen Sie hier ein Interview mit einem Verwandten).
Fazit
Die Aussage von Trump, in zehn Monaten insgesamt acht Kriege beigelegt zu haben, ist größtenteils falsch. Zwar hat der US-Präsident in einigen Konflikten erfolgreich vermittelt und Kampfhandlungen beendet – neben Gaza etwa im Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha –, doch handelt es sich bei den meisten Beispielen um Abkommen zu einem Waffenstillstand. Ein nachhaltiges Friedensabkommen, das auch in Zukunft Sicherheit und Stabilität bringt, liegt derzeit nur für Israel und die Hamas auf dem Tisch. Darüber hinaus finden sich auf der Liste auch Länder, in denen gar kein Krieg herrscht und wo Trump auch gar nicht hätte vermitteln können. Zum Glück, könnte man sagen.