Kanye West ist zurück auf Twitter, und ist nicht alleine zurückgekommen.
Aufgedreht

"Donda 2" von Kanye West: Sonnengott mit Spielzeug

Warum es anstrengend und schön ist, ein Fan des Rappers Kanye West zu sein.

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Nach zwei Stunden und 43 Minuten Wartezeit war es endlich so weit: The artist formerly known as Kanye West, der sich heute nur noch Ye nennt, startete an diesem geschichtsträchtigen Zahlenspieldatum 22.2.2022 doch noch den Live-Stream zu seinem neuen Album „Donda 2“ (Themenschwerpunkt: seine schmutzige Scheidung von Kim Kardashian). Obwohl der Begriff Album in den überlebensgroßen Sphären des 44-jährigen US-amerikanischen Ausnahmekünstlers eine schiere Untertreibung ist. Denn Ye zeigte bei der so genannten „Donda Experience Performance“ (mit Unterstützung von Alicia Keys, Jack Harlow, Migos und Marilyn Manson) in Miami, dass er sich mit herkömmlichen Popmusik-Mechanismen schon lange nicht mehr aufhält.

Die neuen Songs sollten (als Protest gegen die „repressiven“ Praktiken gängiger Streaming-Portale) dabei ohnehin nur über seinen eigenen, sogenannten Stem-Player abrufbar sein. Der Clou des runden, Kinderspielzeug-ähnlichen Gerätes (Kostenpunkt: 200 US-Dollar) mit den bunt leuchtenden Knöpfen: Die Hörerinnen und Hörer können direkt in die Songs eingreifen, die Beats verändern, den Gesang steuern und sich ihren eigenen Remix kreieren. Für West ist Popmusik 2022 eine basisdemokratische Angelegenheit, die aber, und das liegt an seinem erratischen Wesen, von einem Sonnengott gesteuert wird.

 

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Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.