Szene aus "Pam & Tommy"
Aufgedreht

Sex-Tape-Serie "Pam & Tommy": The Internet is for Porn

Was uns die Serie „Pam & Tommy“ über Sexismus und Öffentlichkeit erzählt.

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Das Internet vergisst nicht, Pamela Anderson aber auch nicht. Natürlich, so ließ eine Vertraute der Schauspielerin kürzlich ausrichten, werde sich die 54-Jährige die fünfteilige Mini-Serie „Pam & Tommy“ (auf Disney+) nicht ansehen. Warum auch? Niemand war näher dran als Anderson, als 1995 ein beleidigter Handwerker (nun gespielt von Seth Rogen) nicht nur einen ganzen Safe, sondern auch das berühmteste private Sex-Tape der Welt aus der Villa des Stars in Los Angeles entwendet und später im Internet verbreitet hat. Der Rest ist Popkultur-Historie, für Anderson (Lily James) aber noch immer gelebtes Trauma.

 

Während Ehemann Tommy Lee (Sebastian Stan) mit seiner Schlagerrock-Band Mötley Crüe („Girls, Girls, Girls“) noch an Erfolg und Rock’n‘Roll-Unsterblichkeit glaubte, wurde der selbstbestimmte „Baywatch“-Superstar über Nacht zum Freiwild. Der gelebte Sexismus und die schlüpfrigen bis übergriffigen Anspielungen, die Anderson in den Monaten nach Veröffentlichung des intimen Homevideos in Late-Night-Shows entgegenschlugen, wirken umso anachronistischer, da heute ein Gutteil des Internets mit selbstgedrehten Pornofilmchen zugekleistert scheint.

Einen Lichtblick (vielleicht eine späte Rache?) liefert die Serie in einer fiktiven Schlüsselszene, in der Anderson das Auto eines Paparazzo demoliert. Die Vorlage dazu stammt aus dem echten Leben des gefallenen Popstars Britney Spears. Die Popkultur baut sich eben ihre eigene Wirklichkeit.

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Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.